MOERS. Golfschläger sind für Leo Bassi Massenvernichtungswaffen. Das klingt zunächst wie ein schlechter Scherz. Doch wer Leo Bassi kennt, der weiß: Bassi macht keine schlechten Scherze. Und wenn er von Vernichtung spricht, dann kann es auf der Bühne mitunter ziemlich exzessiv werden. Zum Abschluß des 27. Comedy Arts Festivals zeigte der Altmeister der konstruktiven Zerstörungswut den rund 1500 Zuschauern in der Sparkassen-Arena, daß er es mit seinem Humor sehr ernst meint. Zum Beweis aß er eine Hand voll Kuhmist. „Ich tue das symbolisch für alle, die jeden Tag so etwas hinunterschlucken, wenn sie zum Beispiel einen tyrannischen Chef haben, aber nichts gegen ihn unternehmen.“
Keiner der Künstler, die am dritten Tag des Comedy Arts Festivals das rund fünfstündige Bühnenprogramm bestritten, ließ sich die neue Show von Leo Bassi mit dem Titel „12th of September“ entgehen. Sowohl die vierköpfige Band „The Beez“, als auch das „Chaostheater Oropax“ und „Die kleine Tierschau“ hatten bereits während ihrer Auftritte darauf hingewiesen, „daß nachher noch Leo Bassi“ komme. Und dabei schwang ein unüberhörbarer Ton der Bewunderung für den Sproß einer italienischen Zirkusfamilie mit, der sich vom Jongleur und Artisten in die Weltliga der Komödianten empor gespielt hat.
Team der Volksschule im Dienst der Künstlerwünsche
„The Beez“, die bereits am Vormittag beim Vereinsfrühschoppen der Sparkasse Moers einige ihrer Lieblingslieder gespielt hatten, eröffneten den ganz leicht verregneten Abend. Das Quartett, zu gleichen Teilen Frauen und Männer, bewies neben musikalischem Gespür auch Witz bei der Bearbeitung von Evergreens. Sie persiflierten unter anderem Kiss, Abba, Queen und Alexandra. Besonders gelungen war eine Bee-Gees-Nummer, bei der Robin Gibb (Rob Rayner) mit einer billigen Schneidezahn-Prothese zu kämpfen hatte, die ihm bei den hohen Tönen verloren zu gehen drohte.
Laut und kraftvoll bemächtigten sich die Brüder Martins vom „Chaostheater Oropax“ der Bühne. Spontaneität und Improvisationsfreude bewiesen sie schon einige Stunden vor ihrem Auftritt, als sie etwa gegen fünf Uhr aus dem Auto im Festivalbüro anriefen und drängten, sie bräuchten unbedingt noch zwei Stücke Schwarzwälder-Kirschtorte für ihre Show. Diesen und viele andere Extrawünsche der diesmal verpflichteten Künstler löste das Team der Volksschule am Südring um Anne-Marie Franz und Wenke Seidel klaglos und sorgte so, zusammen mit ungezählten Litern Kaffee, für allzeit gute Stimmung im Back-Stage-Bereich.
Fast Food Comedy
So verquer der Titel des neuen Programms klingt, „Der doppelte Halbbruder – Die Mutation des Möglichen“, präsentierten sich die Brüder zuletzt auch auf der Bühne; mal mehr, mal weniger witzig. Die umständlich lange Sofanummer, in der zuletzt ein Satz aus dem Buch „Moby Dick“ vorgelesen wird, mündet in die Pointe: „Er liest toll, besonders die Vokale, aber auch die Kosmonauten.“ Wie gesagt, zwischendurch ganz witzig, aber in der Energiebilanz Fast Food Comedy.
Gemessen an den nicht erreichten „108 Prozent“, dem Running-Gag der Brüder Martins, blieb auch „Die kleine Tierschau“ deutlich unter dem Stimmungspegel des diesjährigen internationalen Komödiantentreffens. Das an diesem durchwachsenen Sonntag gut auf alle Wetterbedingungen eingestellte Publikum erlebte eine akzeptable und musikalisch ansprechende, nicht aber eine mitreißende Show, die das Zwerchfell oder die Sinne unter herzerwärmendes Dauerfeuer genommen hätte. Selbst die genialen Kostüme der drei Künstler und manche schöne Idee, wie die, im Whirlpool auf der Bühne darüber nachzudenken, ob das Publikum überhaupt noch da sei, konnten den mäßigen Gesamteindruck nicht verhindern.
„Destroying the system by fucking the image.“
Nach einer letzten Umbaupause und einem Video-Vorspann mit Bildern des 11. Septembers 2001 begann das, worauf sich die Festivalbesucher wochenlang gefreut hatten. Leo Bassi betrat, wie gewöhnlich, in Anzug und Krawatte die Bühne, jedoch über und über mit Staub bedeckt. „Das beeindruckendste Bild nach dem Anschlag auf das World Trade Center war für mich der New Yorker Geschäftsmann, der staubbedeckt am Straßenrand in Manhattan sitzt.“ Ein Vertreter der Weltmacht, die immer stahlt und siegesgewiß in Kameras blicke, plötzlich am Boden, schmutzig und in der Pose des Verlierers.
Bassi nahm daraus die Idee zu einer Schocker-Show, die die mediengestützte Auffassung davon, wer Held und wer Terrorist ist, mächtig durchschüttelt. „Explore the world of Terrorism“ (Entdecken Sie die Welt des Terrorismus), lud Bassi sein Publikum ein. Seine Rolle als Clown machte er im Blick auf die erklärten Feinde ganz klar: „Schon im Mittelalter war es so, daß auf der einen Seite der König war und auf der anderen der Spaßmacher, der ihre Macht konterkarierte.“ Neu bei ihm sei eben, daß er nicht mehr mit großen Schuhen und in schreienden Farben daherkomme, sondern im Anzug: „Destroying the system by fucking the image.“
Planen bis zu den Nasen
Nach diesem tiefgründigen Prolog ging’s los. Zuerst steckte er den Rest einer amerikanischen Flagge in Brand, dann schüttelte er die unvermeidliche Coladose und bohrte mit einem Akkubohrer hinein. Mehrere Dosen fielen schließlich auf dem in Moers wohlbekannten Holzblock seinem großen Hammer zum Opfer. Die Zuschauer in den ersten Reihen zogen die mitgebrachten Planen bis zur Nase hinauf oder machten sich aus dem Staub.
Mit einem lässig über die Schulter geschwungenen Golfschläger in der Hand berichtete er von Golfplätzen in Kenia, die von Sicherheitspersonal mit Maschinengewehren gegen die einheimische Bevölkerung geschützt werden. „Es gibt dort wenig Wasser, aber die Greens sind immer gut gewässert.“ Golfspieler seien dafür verantwortlich, daß seine weiße Hautfarbe unter der schwarzen Bevölkerung einen schlechten Namen habe.
Mit 300 km/h in den Schädel
Kurzerhand erklärte er die Golfer zu Terroristen und vermutete unter den 1500 Besuchern der Sparkassen-Arena mindestens 100 von ihnen. Von einem kleinen Grasquadrat aus drohte er, einen Golfball ins Publikum zu schlagen. „Wenn der mit 300 Stundenkilometern bei ihnen im Schädel ankommt, wird der Sport zur Passion.“ Träfe der Ball einen Nicht-Golfer, müsse man das als Kolalateralschaden einfach akzeptieren. Zuletzt tauschte er den Ball doch gegen einige Paletten Eier aus, deren Inhalt in weitem Bogen in die Sitzreihen flog.
Brennend plädierte Bassi dafür, als Alt-Europäer stolz auf die erfolgreiche Friedenspolitik der letzten Jahre zu sein und das Modell Amerika endgültig auszumustern. Fazit: Fast Food Comedy ist Leo Bassis Sache nicht. Doch trotz der schweren Kost seiner Themen fehlt es seinen Auftritten nie an Leichtigkeit. Viele erinnerten sich noch an ein Bild vom vergangenen Festival: Leo Bassi gießt sich vier Kilogramm Honig über den Körper und zerreißt in einer durchsichtigen Röhre mit Wirbelwind ein Federkissen. Anschließend fragte er das staunende Publikum „Haben Sie jemals einen Engel gesehen?“. Unter manche gelachte Träne mischte sich eine echte, wie diesmal auch. Standing Ovations für Leo Bassi zum Abschluß des 27. Comedy Arts Festivals.Die Fotos vom Sonntagabend beim Comedy Arts vermitteln einen Eindruck vom wechselvollen Programmbogen. Zum Vergrößern der Fotos einfach draufklicken.
MOERS. Einen kleinen Auszug aus dem Programm des dreitägigen Comedy Arts Festivals genossen rund 800 Vertreter von 365 Moerser Vereinen, Verbänden und Institutionen in der Sparkassen-Arena des Comedy Arts Festivals. Vorstand und Verwaltungsrat des öffentlich-rechtlichen Kreditinstitutes hatten erstmals nach Jahren wieder zum Vereinsfrühschoppen anläßlich der Vergabe von Spenden aus dem laufenden Haushalt sowie des PS-Zweckertrages eingeladen. „Wir verstehen diese Einladung als Dankeschön an die vielen Ehrenamtlichen in Moers“, sagte Sparkassenvorstand Karl-Heinz Tenter.
Manfred Gramse, der Vorsitzende des Verwaltungsrates, informierte die Vereinsvertreter über die Höhe der Spenden. Insgesamt fließen in diesem Jahr allein im Moerser Stadtgebiet 327.158,60 Euro in die Förderung ehrenamtlicher Arbeit und gemeinnütziger Aufgaben. Der Kreis der Empfänger reicht von kirchlichen Einrichtungen bis zur Feuerwehr, vom Sportverein bis zur Vereinigung der freien Wohlfahrtsverbände. Zusätzlich genehmigte das Kuratorium der Kulturstiftung Sparkasse Moers 109.500 Euro für die finanzielle Ausstattung größerer und kleinerer Kulturveranstaltungen und –projekte.
Bürgermeister Rafael Hofmann bedankte sich im Namen der Spendenempfänger und versprach, „daß Politik und Verwaltungsrat sorgsam darauf achten werden, daß alle Belange unserer Sparkasse auch zukünftig hier in Moers und nicht etwa in Duisburg entschieden werden“. Nach dem Applaus für dieses Versprechen gehörte die Bühne dem munteren Quartett „The Beez“ und dem Jongleur "Mr. Spin" aus Australien. Bis in den späten Nachmittag hinein bot der gastronomische Bereich auf dem Festivalgelände den Gästen der Sparkasse Moers eine gute Gelegenheit zu Gesprächen und Begegnungen.Auf dieser Seite finden Sie eine ganze Reihe von Fotos, die wir beim Vereinsfrühschoppen der Sparkasse Moers in der Sparkassen-Arena des Comedy Arts Festivals am Sonntag, 17. August 2003, aufgenommen haben. Zum Vergrößern der Fotos klicken Sie bitte einfach drauf.
MOERS. Die unfaßbare Mischung aus einem Känguruh und Ulrich Wickert hat einen Namen: Rob Spence. Man könnte auch glauben, der smarte Australier sei eine kultivierte Power-Version von Crocodile Dundee. Tanz, Pantomime, Wortwitz, Improvisation – Rob Spence, der Mann mit den ultralangen Unterarmen und einer herausnehmbaren Wirbelsäule war der Ayers Rock des Comedysamstags. Als Fels in der Brandung eines äußerst wechselvollen, acht Stunden (!) langen Programmbogens feierten die rund 1800 Zuschauer in der Sparkassen-Arena den Moderator des Abends als Attraktion und bestaunten ihn mitunter wie ein physiologisches Wunder.
Die Lautstärke und Intensität der ersten Lacher beschleunigte bei denjenigen, die wenige Minuten nach 18 Uhr die Eingangskontrolle passierten, die Suche nach einem Sitzplatz und die Vorfreude auf einen unterhaltsamen Comedy-Abend. Zu diesem Zeitpunkt strahlte Rob Spence bereits als spanischer Torero in die Arena: „Ich habe drei Söhne. Sie heißen José, Unterchose und Strumpfchose.“ Ein „freiwilliger“ Stier aus dem Publikum steigerte das Vergnügen an dieser Slapstick-Nummer und lieferte einen ersten Eindruck von der Professionalität und Liebenswürdigkeit dieses Komödianten. Spätestens nach seiner Nummer als kanadischer Holzfäller mit einem Biber, der als Kettensäge hohen Blutdruck entwickelt, hatte er die fröhlich gestimmten Herzen auf seiner Seite.
Laute aus der Zeit, ehe der Mensch das Trommeln entdeckte
Mächtig auf die Pauke hauten die drei Jungs von „BAM“, die eigens dafür aus dem Osten Kanadas in die Grafenstadt gekommen waren. In ihrer „Blue Barrel Show“ schlugen sie auf ziemlich alles, was Haare hat und Töne von sich gibt. Gleichzeitig martialisch und durchdacht, so wirbelten die nur mit einer knappen Sporthose bekleideten Sunnyboys über die Bühne. Sie verständigten sich dabei in einer allgemein verständlichen Sprache, deren Laute und Gesten schon existierten, lange bevor der Mensch das Trommeln entdeckte. Vom Publikum erhielten sie für ihre ebenso unterhaltsame wie rhythmische Schwerstarbeit auf der Bühne den verdienten Applaus.
Was dann kam, wäre mit der vermeintlichen Wirkung einer Portion aus „szeneüblicher Tütchen“ wahrscheinlich richtig witzig gewesen. Ohne Stoff wirkte Alexandre Pavlatta, das bislang „unentdeckte Talent“ (so das Programmheft) allerdings eher peinlich. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Nachdem er sich völlig entblödet und entblößt hatte, schlug die Verlegenheit ob seiner deplazierten Verrenkungen und Scherzchen beinahe in Mitleid um. Beim Publikum hatte sein entgrenzter Konsum von Alkohol und Drogen, der die Fieberkurve der Karrieren von Dean Martin, Sammy Davis Junior und Frank Sinatra im Schnelldurchlauf symbolisieren sollte, eher abturnenden Charakter. Was nach Pavlattas lau beklatschtem Abgang blieb, das war der Eindruck eines Künstlers, der in kurzen Momenten tänzerisch und pantomimisch zeigte, daß Talent in ihm steckt. Die Bühne des Comedy Arts Festivals allerdings war ihm ebenso zu groß wie seine Schlabberhose.
Schöne Bilder mit russischer Seele
Die schönsten Bilder dieses und früherer Comedy Arts Festivals haben eine russische Seele. Diesmal verzauberte das Trio „Theatre Comic Trust“ aus St.-Petersburg die Sinne. In phantasievollen Kostümen erweckten sie eine mittelalterliche Traumwelt mit Königin, Rittern, einem Hoffräulein und Turnieren zum Leben. Das Ganze wirkte immer dann wie ein animiertes Computerspiel, wenn der grüne Cursor per Doppelklick für Stillstand oder Richtungswechsel bei den Akteuren sorgte. Mit tänzerischer Artistik und spielerischer Perfektion generierten sie dabei überwältigende Bilder von starker Imaginationskraft. Tausende von Seifenblasen verrieten symbolisch die russische Zaubermixtur: schillernde Spannkraft und sanfte Leichtigkeit. Begeisterter Jubel und langanhaltender Applaus für die Künstler aus St.-Petersburg.
Die Idee, auf leeren Plastikflaschen, Abflußrohren und einer umgedrehten Kinderbadewanne Musik zu machen, ist schon gut. Sie allerdings so virtuos und mit atemberaubendem Timing auf die Bühne zu bringen, dafür belohnte das Festival Publikum die „Les Poubelles Boys“ aus Frankreich am Ende ihres Müllwerkerkonzertes mit Standing Ovations und frenetischem Beifall. Der unerbittlichen Forderung nach einer Zugabe mußten die drei Musiker schließlich nachkommen, obwohl der nahe Kirchturm schon lange Mitternacht geschlagen hatte und der Stargast des Abends, die spanische Diva Laura Inclán, noch in der Garderobe wartete.
Purgatorium für erfolglose Künstler
Nur der zeitlichen Verspätung, nicht aber der künstlerischen Qualität des von Leo Bassi inszenierten Anti-Musicals war es zuletzt zuzurechnen, daß ein Großteil des Publikums den Heimweg bereits antrat, als die Vorstellung noch lief. Dramaturgisch wäre es tatsächlich richtiger gewesen, die französischen Müllmusiker hätten den Kehraus eingeläutet. Nun zog sich die technisch wie stofflich anspruchsvolle Bassi-Produktion weit in den frühen Sonntag hinein und erhielt nicht den Zuspruch, den sie sicher verdient hätte. Denn schließlich geht es um die Seele einer frustrierten Frau und Künstlerin, die in den Freitod gegangen ist. Auf dem Weg vom Tod zur Hölle erhält sie die Chance, doch noch ins Paradies zu gelangen. Dazu muß sie unter anderem in ein rosarotes Hasenkostüm schlüpfen, um unerzogene Kinder in einem Freizeitpark zu erheitern. Leo Bassi, der in dem Stück als Gottvater auftritt: „Ein Purgatorium für jeden erfolglosen Künstler.“Die Fotos vom Samstagabend beim Comedy Arts vermitteln einen Eindruck vom wechselvollen Programmbogen. Zum Vergrößern der Fotos einfach draufklicken.
SONSBECK. Eingebettet ins traditionelle Bergfest der Sonsbecker Landjugend war am Sonntag, 17. August, das Familienfest der Sparkasse Moers, das auf eine tolle Resonanz stieß. 52 Vereine, Verbände und Organisationen im Geschäftsgebiet Sonsbeck kommen in diesem Jahr in den Genuß von finanziellen Zuwendungen, die das Kreditinstitut aus den Töpfen „Spenden“ und „PS-Zweckertrag“ zur Verfügung stellt. Insgesamt sind das 23.800 Euro.
Mit der alljährlichen Spendenverteilung soll das ehrenamtliche Engagement in Vereinen und Verbänden nachhaltig anerkannt und gewürdigt werden. Der Kreis der Empfänger reicht von kirchlichen Einrichtungen bis zur Feuerwehr, vom Sportverein bis zur Vereinigung der Freien Wohlfahrtsverbände. Zählt man noch die Fördermittel der Kulturstiftung Sparkasse Moers hinzu (etwa für ein Konzert des Kirchenchors St. Maria Magdalena), so erhöht sich die Summe der Gelder, die 2003 ins Geschäftsgebiet Sonsbeck fließt, auf nahezu 34.000 Euro.
In Anschluß an einen modernen und lebendig gestalteten Gottesdienst auf der Festwiese der Landjugend in der schönen Sonsbecker Schweiz ging Vorstandsvorsitzender Hartmut Schulz auch kurz auf dass aktuelle Thema Sparkassenfusion ein. Die „Eingemeindung der Sparkasse Kamp-Lintfort nach Duisburg“ wolle er nicht kommentieren. Für die Sparkasse Moers aber könne er feststellen: „Wir bleiben vor Ort und bleiben in der Verantwortung für die kreditwirtschaftliche Versorgung und das Wohlergehen des ländlichen Gemeinwesens.“
Der Vorsitzende des Sparkassenbeirates für das nördliche Geschäftsgebiet des Kreditinstituts, der CDU-Politiker Dr. Hans-Georg Schmitz, ging etwas weiter ins Detail: Er gehe davon aus, daß die Sparkassen Moers, Rheinberg und Neukirchen-Vluyn zum Beginn des nächsten Jahres fusionieren werden. Und einen Beirat, der die örtlichen Belange bei der Verteilung der Spendengelder wahre, werde es auch in der Zukunft geben.
Dr. Schmitz erinnerte zudem daran, daß seit 1978 Mittel aus den drei Töpfen Spenden, PS-Zweckertrag und Kulturstiftung in Höhe von über 600 000 Euro ins Sonsbecker Geschäftsgebiet der Sparkasse Moers geflossen sind. Das sei eine stolze Zahl.
Im Verlaufe des schönen Festes wurde die kreative Rolle der Sonsbecker Landjugend immer wieder gelobt. Für das leibliche Wohl war beim Familienfest bestens gesorgt. Und auch die Kinder kamen auf ihre Kosten, u.a. in einer Hüpfburg.
MOERS. Es kommt natürlich immer darauf an, wo man seine Späße treibt. „Wenn ich das, was ich hier auf der Bühne mache, beispielsweise in der U-Bahn erzählen würde, würden mich alle für total bescheuert halten.“ Vince Ebert, der Eisbrecher des 27. Comedy Arts Festivals kennt das Geschäft. Der 35jährige hat gerade den Bayrischen Kabarettpreis gewonnen und weiß, daß Humor eine ernste Sache ist. Seinen vergleichsweise schweren Job, als erster von 18 Programmpunkten das Festival-Publikum in positive Schwingung zu bringen, meisterte er entsprechend problemlos. Und auch als Moderator des Abends zeigte Vince Ebert, daß man ihn für Stand-Up-Comedy nachts wecken kann.
Seine Qualitäten auf dem Gebiet der Improvisation hatte er zuvor schon beim offiziellen Empfang des Bürgermeisters bewiesen. Kaum war er mit dem Auto in Moers angekommen, zerrte ihn Werner Schrick, der künstlerische Leiter des Comedy Arts, gleich in den Saal mit den Offiziellen, wo Vince für die ersten Lacher sorgte. Hier wie abends auf der Bühne berichtete er unter anderem von seiner Begeisterung für Tiere. Truthähne allerdings, das habe bereits Heinz Sielmann in den 70er Jahren festgestellt, seien mit Abstand die dümmsten Vertreter aus dem Tierreich. „Die schauen bei Regen mit geöffnetem Schnabel nach oben und ertrinken dabei!“
Entführung in ein lockeres Wochenende glückte
Die rund 1700 Besucher in der Sparkassen-Arena ließen sich allmählich, aber bereitwillig von der Hitze und den Anstrengungen der Woche in ein lockeres Wochenende voller Heiterkeit entführen. Kleine Umbaupausen überbrückte Vince mit verrückten Geschichtchen. Und von diesem ersten Stimmungshoch fiel sogar noch ausreichend Sonnenschein auf den etwas zähen Beginn der nachfolgenden „grotesken Rock- und Pop-Show“.
Das zweiköpfige Orchesters Bürger Kreitmeier aus München und insbesondere der Gitarrist ließen sich sehr, sehr viel Zeit. Doch nach „like a virgin“, einer verulkten Cover-Nummer von Madonna, einer deutsch-polnischen Pseudopolka für Leute, die viel Alkohol trinken; und einem rockröhrigen „Sex Bomb“ hatte auch „Bürger Kreitmeier“ ordentlich Punkte gesammelt. Ohne Zugabe ließ das Publikum die Münchner nicht gehen.
Stimmung war reif für einen Klopper
Die Stimmung auf dem Festivalgelände war reif für einen echten Klopper. Der kam mit Christian von Richthofen und Stefan Gwildis: Wer jemals einen Opel Kadett besessen hat, dem dürfte das, was das Duo auf dem Comedy Arts Festival veranstaltete, richtig weh getan haben. In der Show „Auto Auto“ machten die zwei unter dem Motto „Jede Met hat ein’ Kadett“ Musik. Und die konnte nicht entstehen, ohne, daß der Wagen vergehen musste.
Das geschah allerdings mit Stil: Sie zitierten etwa Gustav Schwabs „Der Reiter und der Bodensee“. Bei der Zeile „Da bricht der Abend, der frühe, herein“, geschah das gleiche mit den Autoscheiben. Und als kleine Schwäne in Tschaikowskis „Schwanensee“ schwangen von Richthofen und Gwildis grazil den Hammer in die Autotür.
Ebenso wie von Richthofen und Gwildis kamen auch ihre Nachfolger aus Hamburg. Im Tourbus von dort zum Festival war Scheibe und seiner „Lonely Heart Combo“ aufgefallen, daß viele Lieder über Moers geschrieben wurden. Zum Beispiel „Moers don’t come easy.“ Überhaupt suchte Scheibe in seiner Show den Kontakt zur Grafenstadt oder besser gesagt zu ihrer Damenwelt. Diverse potenzielle Partnerinnen aus dem Publikum sprach Scheibe an. Da standen natürlich die jeweiligen Freunde im Weg, zum Beispiel Landschaftsbauer Jörg. Über ihn sang Scheibe spontan ein Lied: „Es gab ’nen Landschaftsbauer, und er kam hier aus Moers. Er war ein ganz ganz schlauer“, schmeichelte er zunächst, um dann zur Freude des Publikums gemein zu werden. Letztlich ging es bei der Scheibe-Show immer nur um „das eine“. Auch wenn das Motto „Zu viel Sex ist gar nicht gesund“ war, ließ er mit vollem Körpereinsatz erkennen, daß er nichts gegen eine ungesunde Lebensweise hat.
Von der Mülltonne gefressen
„Recycling ist in diesem Jahr ein Festivalschwerpunkt“, hatte Werner Schrick im Vorfeld verkündet. Keiner setzte sein komödiantisches Gewicht so auf diesen Schwerpunkt wie der letzte Künstler am Freitag. Der Titel „Recyclomic“ des Programms von Jordi Bardavio deutete es schon an: Im Komikzentrum des Spaniers stand im Laternenschein ein Müllcontainer, der im Laufe des Show ein Eigenleben entwickelte.
Jordi Bardavio schlüpfte in unterschiedlichste Charaktere, die das Schicksal zu dem Container führte. So wollte ein Bauarbeiter etwa dort seinen Sondermüll entsorgen. Der Container ließ das nicht mit sich machen und fraß den Umweltsünder mit Haut und Helm auf. Die Mini-Mülldeponie sorgte aber auch dafür, daß man ihr Innenleben schätzen lernte: Jordi als kleines Mädchen fand dort die Bauteile für eine Recycling-Puppe, einen Rollstuhlfahrer trieben die Funde in der Tonne vor Begeisterung auf die Beine. Das gleich galt für das Publikum zum Auftakt des Comedy Arts. Viele verabschiedeten die Künstler mit stehenden Ovationen und genossen anschließend auf dem Festivalgelände oder beim Spaziergang nach Hause die schöne Sommernacht.Auf dieser Fotoseite finden Sie Aufnahmen vom Freitagabend beim 27. Comedy Arts Festival in der Sparkassen-Arena. Zum Vergrößern der einzelnen Fotos bitte einfach draufklicken.
MOERS. Im knappen Jeans-Anzug mit rotem Einstecktuch stand er um Punkt zwei Minuten nach acht auf der Bühne. Länger hätten seine Fans wohl auch nicht mehr ruhig abgewartet. In den vorderen Reihen der beinahe vollbesetzten Sparkassen-Arena begann es bereits zu rumoren. Vergleichsweise unspektakulär trat Helge Schneider plötzlich aus dem Off hervor und begann mit seinem ersten Lied: „Fitze, Fitze, Fatze“, in dem er die Welt ein Jammertal nennt und dazu Xylophon spielt. „Verzeih mir, Baby“ heißt Helges neues Programm, für das er am Vorabend des Comedy Arts Festivals alte und neue Lieder, erstklassigen Jazz und Blues und dazu haarsträubende bis abstruse Geschichten mit nach Moers brachte.
Er singt von „Pommes kricht man Pickel“, von „der Wurstfachverkäuferin“, deren Lebenssinn die Wurst ist und achtmal hintereinander „Pflaumenbaum“. Kaum spielt er dazu auf seiner Heimorgel, dem blanken Konzertflügel oder einem winzigen Synthesizer die ersten Takte, singt ein Großteil des Publikums mit und verbiegt sich vor Lachen. Sein Konzept, völlig blödsinnige Texte mit hochanspruchsvoller, professioneller Musik zu verbinden, geht auf.
"Gott sitzt in seiner Zwei-Zimmerwohnung"
Er kann den größten Schwachsinn verzapfen und sich minutenlang in Überlegungen über das Universum und Gott verlieren: „Er sitzt dort oben hinterm Knick in der Küche seiner Zwei-Zimmer-Wohnung und kennt unsere Gedanken“, sagt er und lehnt dabei lässig, fast gelangweilt am Flügel. Dann fällt sein Blick auf die benachbarte Kirche: „Da möchte ich auch kein Dachdecker sein. Aaah, da ist ein Hahn oben drauf, ist also evangelisch. Ich denke darüber nach, diese Kirche zu kaufen.“
Helge Schneider fürchtet keine Bodenlosigkeit, an deren Rand ihn seine lebendige Phantasie und sein spielerischer Drang zum sinnolsen Schwadronieren immer wieder treiben. Allzu genau weiß er, daß seine Musik und die seiner hochkarätigen Bühnenpartner Pete York (Schlagzeug) und Jimmy Woode (Baß) ihn immer wieder auf sicheres Terrain zurückführen und ihm sein Publikum dahin willig folgt. Mehr noch, ihn begeistert und staunend dort empfängt, wenn er virtuos in die Tasten greift oder gleichzeitig Klavier und Trompete spielt. Der Mann hat Musik im Blut und verströmt aus jeder Pore rhythmischen Blödsinn.
Hör-Helge ging an die Wurzeln
Schön ist, daß Helge in seinem neuen Programm mitunter an die Wurzeln seines komödiantischen Schaffens anknüpft. Mitten im Lied von der Oma, die in einem nur einen Meter hohen, dafür aber sechs Meter langen Raum im Altenheim den ganzen Tag im Knautschsessel sitzt – „kostet 16.000 Euro im Monat“ – bringt er eines seiner Hörspiele. Mit diesen akustischen Kurzdramen, in denen er alle Rollen selber spricht, war er zuerst bekannt geworden. „Verzeih mir, Baby“ ist eine gelungene und absolut sehenswerte Mischung aus diesem frühen Hör-Helge, dem Vollblutmusiker und bedenkenlosen Erzähler abstruser Geschichten. Und natürlich mußten seine Fans zum Auftakt des Comedy Arts Festivals nicht auf seine Hits „Texas“ oder „Tu ma die Möhrchen, Mama“ verzichten.
Im S-Kurier, der Online-Zeitung der Sparkasse Moers, finden sie tagesaktuell Berichte und Fotos vom Comedy Arts Festival.Auf dieser Fotoseite finden Sie Aufnahmen vom Abend mit Helge Schneider in der Sparkassen-Arena. Zum Vergrößern der einzelnen Fotos bitte einfach draufklicken.