Auftakt zu den 14. Universitätswochen
MOERS. Sie gilt als Wunder der Elektrochemie und bietet möglicherweise die Grundlage zukünftiger Energieversorgung: die Brennstoffzelle. Rund 300 Zuhörer waren zum Auftakt der 14. Universitätswochen der Sparkasse Moers und der Duisburger Gerhard- Mercator-Universität gekommen, um aus erster Hand Einzelheiten über die vielversprechende Technologie zu erfahren.
Frau Professorin Angelika Heinzel, die ursprünglich den Vortrag halten sollte, war auf Wunsch von Ministerpräsident Wolfgang Clement kurzfristig mit ihm nach Stockholm gereist. In Vertretung brachte ihr Forschungskollege am kürzlich gegründeten "Zentrum für Brennstoffzellen-Technologie" an der Duisburger Universität, Dr. Jürgen Roes, dem Auditorium das Kraftpaket und seine Zukunftsaussichten näher.
Knallgas
Roes erinnerte an Knallgas-Versuche in der Schule. "Im Grunde passiert in der Brennstoffzelle das gleiche, nur daß die Elektronen kontrolliert abgeführt und die frei werdende Energie genutzt werden kann." Herzstück jeder Brennstoffzelle ist eine Elektrolytmembran. Auf der einen Seite wird Wasserstoff, auf der anderen Sauerstoff zugeführt. Die beiden treten miteinander in Reaktion, Strom und Wärme werden frei. Die Einsatzmöglichkeiten des innovativen Energielieferanten sind vielseitig: Die Technik funktioniert in tragbarer Ausführung für Laptops oder Videokameras, als kleines Kraftwerk zur Strom- und Wärmeversorgung von Häusern oder als kompakter Energielieferant für ganze Stadtteile.
Allein, auch hier haben die Götter vor den Erfolg den Schweiß gesetzt. "Noch ist die Brennstoffzelle gegenüber konventionellen Technologien, die sich auf fossile Energieträger stützen, nicht konkurrenzfähig", so Roes. Das liegt vor allem daran, daß zur Herstellung des Wasserstoffs bislang Gas, Kohle oder Öl eingesetzt werden müssen. In der Energiebilanz bleibt unterm Stich zuletzt zwar ein Plus an effektiverer Ausnutzung. Roes: "Mit bis zu 20 Prozent weniger Verbrauch fossiler Brennstoffe ist die gleiche Menge an Energie zu erreichen." Doch noch liegen die Kosten für die komplexe und noch nicht ausgereifte Technik weit über dem herkömmlicher Strom- und Wärmelieferanten.
Hohe Erwartungen
Trotzdem setzen Energiekonzerne, Autohersteller, Industrie und Regierung hohe Erwartungen in die Brennstoffzelle. Roes berichtete von Forschungsergebnissen bei Mercedes und Opel, die bereits leistungsfähige Prototypen entwickelt haben. "Opel geht davon aus, bis 2004 eine Million Fahrzeuge mit dieser Technologie auf den Markt bringen zu können." Ebenso hohe Erwartungen haben Hersteller von Haustechnik. So forsche die Firma Vaillant bereits seit Jahren an kleinen Kraftwerken für den Hausgebrauch. Und bei den portablen Geräten, die mit Solarenergie betrieben werden können, habe das Fraunhofer-Institut bereits bemerkenswerte Ergebnisse zu Tage gebracht.
Die NRW-Landesregierung förderte das Duisburger Forschungszentrum mit bislang 30 Millionen Mark. Sie investiert damit in die Chancen, die die Brennstoffzelle für Strukturwandel, Beschäftigung und Energieversorgung der Zukunft verspricht. Professor Ingo Wolff, der Rektor der Duisburger Universität, und Hartmut Schulz, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Moers, nahmen den guten Besuch und die intensive Diskussion im Anschluß an den Vortrag als Bestätigung dafür, für die 14. Universitätswochen wiederum ein interessantes Thema gewählt zu haben: “Unsere Energieversorgung - zwischen Ölpreisschock und Ökosteuer”