Professor Gustav A. Horn fragte in der Sparkasse:

Sparkassen-Chef Giovanni Malaponti (links) freute sich über Professor Gustav A. Horns (Mitte) Antwort auf die Frage, was gute Banken ausmache. Ganz rechts: Dieter Zisenis vom kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA), der den Direktor für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung zu dem Vortrag ins Casino der Sparkasse eingeladen hatte.

MOERS. Prof. Dr. Gustav A. Horn sprach auf Einladung des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt jetzt im Casino der Sparkasse am Niederrhein zum Thema „Was sind ,gute Banken’?“. Die Ausführungen des wissenschaftlichen Direktors für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung waren ein leidenschaftliches Plädoyer für eine Regulierung des Finanzsektors. Sein eindeutiges Fazit lautete: „Eine gute Bank ist eine sichere Bank.“

Giovanni Malaponti, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse am Niederrhein, hätte sich keine bessere Werbung für das System der Sparkassen wünschen können als den Vortrag des Wissenschaftlers Gustav Horn. Die Zusammenfassung der Finanzkrisen der letzten zwölf Jahre gipfelte in den Forderungen, die Finanzmärkte zu regulieren, die Größe der Banken drastisch zu begrenzen und sie auf ihre eigentliche Aufgabe zu reduzieren: die Finanzierung der Realwirtschaft.

Damit liegt der Professor genau auf der Linie von Giovanni Malaponti: „Gustav Horn hat bestätigt, dass wir eine gute Bank sind: Wir machen heute noch das, was Sparkassen vor 235 Jahren gemacht haben.“ Der „Finanzsektor“, wie Gustav Horn es nannte, habe sich indes von der Realität abgekoppelt. Horn: „Letztendlich kann der Finanzsektor nicht mehr Werte schaffen als die reale Wirtschaft.“ Als Beispiel führte er das Versandunternehmen Amazon an: „Amazon machte zuerst nur Verluste, war aber an der Börse mehr wert als Mercedes-Benz.“

Nach der Pleite der Bank Lehmann Brothers drohte der Zusammenbruch des globalen, eng verflochtenen Finanzsystems. Nur die einzelnen Staaten seien in der Lage gewesen, die Katastrophe zu verhindern. Die aktuelle Situation sei indes immer noch kritisch: „Der Finanzsektor wird quasi auf der Intensivstation durch die Zentralbanken am Leben gehalten. Auf Dauer können wir uns das nicht leisten“, so Horn. Der Staat müsse von den Banken für deren Rettung entschädigt werden.

„Wir brauchen ein Umdenken in der Wirtschaftspolitik.“ Professor Horn, Vorsitzender der Kammer für Soziale Ordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), stellte klare Forderungen: Bei einer Bankenkrise müssen zuerst die Gläubiger der Bank in die Haftung genommen werden, man muss bestimmte Produkte wie hochkomplizierte Derivate verbieten und Geschäftsbanken konsequent von Investmentbanken trennen. Horn malte ein düsteres Szenario an die Wand: „Wenn die Deutsche Bank pleite geht, dann gnade uns Gott.“

Die Macht der Rating-Agenturen ließe sich leicht brechen, indem man sie aus den Regulierungsvorschriften herausnehme, führte Prof. Horn auf Fragen aus dem Publikum aus. Dass die öffentlichen Banken ebenfalls in Schieflage kamen, lastet er unter anderen deren Aufsichtsräten an: „Alle haben gepennt.“ Dass sich in Brüssel rund 8000 Banken-Lobbyisten tummelten und die Ministerien sich Berater aus dem Bankensektor holten, mache die Bekämpfung der Ursachen der globalen Finanzkrise nicht leichter. Der Gier müssen Zügel angelegt werden – für Prof. Dr. Gustav Horn eine der vordringlichen Aufgaben der Wirtschaftspolitik.

20. März 2013

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