VOM ANLAGEMARKT
NIEDERRHEIN. Seit der (für Leser dieser Rubrik wenig) überraschenden Zinssenkung vor dreieinhalb Wochen tritt sowohl der Wechselkurs zwischen Euro und Dollar als auch der Bund-Future mehr oder weniger auf der Stelle. Die großen Gewinner sind hingegen Aktien. Der DAX konnte seit der Lockerung über 300 Punkte zulegen. Ob der jüngste, deutliche Anstieg beim ifo-Geschäftsklimaindex auch der EZB zu verdanken ist, lässt sich schwer sagen. Als große Verlierer fühlen sich hingegen die Sparer.
Zahlreiche Talksendungen und viele kritische Berichte in den Medien lassen den Schluss zu, dass die EZB bei vielen Menschen Vertrauen verloren hat. Die Sorge, dass sie, wie auch andere Notenbanken, eine Umverteilungsmaschine angeworfen hat, treibt viele Sparer um. Solange die Inflationsrate auf niedrigem Niveau verharrt, kann den Währungshütern der angeschlagene Ruf ziemlich egal sein. Kritisch würde es aber, wenn die Weltkonjunktur spürbar an Fahrt gewänne und die Energiepreise sowie andere Rohstoffnotierungen deutlich anstiegen.
Die Konsequenz spürbar anziehender Teuerungsraten wäre eine vermutlich massive Zunahme der Inflationserwartungen. Dass die EZB von so einem Szenario nicht ausgeht, werden auch ihre morgen vorgestellten Projektionen zeigen: Die Inflation dürfte 2014 nur graduell zunehmen und die Wirtschaft im Euroraum lediglich moderat wachsen – im Bereich etwa um ein Prozent. Ob der EZB-Rat morgen noch etwas anderes als Prognosen aus dem Hut zaubert, bleibt abzuwarten.
Einerseits ist die Einschätzung der Geldpolitik auf anhaltende Niedrigzinsen ganz einfach (91 Prozent der Analysten erwarten keine Zinsänderung, sogar 100 Prozent keine Zinsanhebung bis Ende 2014), andererseits konnte man in der Vergangenheit einen gewissen situationsbestimmten Aktionismus der EZB unter Draghi erkennen. Denkbar wären in diesem Zusammenhang weitere Hilfsmaßnahmen für die angeschlagenen Banken oder unterfinanzierte Unternehmen in den Krisenländern.
Ansonsten spricht die im November von 0,7 auf 0,9 Prozent angestiegene Teuerungsrate eher für eine letzte Sitzung des EZB-Rats in diesem Jahr ohne neue Beschlüsse.
(Autor Frank Hoster ist Anlageexperte bei der Sparkasse am Niederrhein. Diese Information dient Werbezwecken. Sie genügt nicht allen gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von Finanzanalysen und führt nicht zu einem Verbot des Handels vor der Veröffentlichung von Finanzanalysen. Die in dieser Veröffentlichung enthaltenen Informationen beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen, die die Sparkasse am Niederrhein für zuverlässig hält. Eine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. Keine Aussage in dieser Veröffentlichung ist als solche Garantie zu verstehen. Die Sparkasse am Niederrhein übernimmt keinerlei Haftung für die Verwendung dieser Publikation oder deren Inhalt. )
04.12.2013