Podiumsdiskussion zum Abschluss der 23. Universitätswochen
Diskutierten in der Kundenhalle der Sparkasse am Niederrhein über Integration, Bildung und Religion von Migranten in unserer Gesellschaft (v.l.n.r.): Ministerialrat Michael Oberkötter, Integrationsbeauftragte Leyla Özmal, Moderator Jörg Zimmer, Professorin Ute Klammer und Professor Bernd Kriegesmann.
MOERS. Gegen die Behauptung von Innenminister Thomas de Maizière, rund zwei Millionen der in Deutschland lebenden Zuwanderer seien Integrationsverweigerer, wehrt sich Leyla Özmal ganz entschieden. „Diese Zahlen sind empirisch nicht belegt“, sagte die Integrationsbeauftragte der Stadt Duisburg jetzt anlässlich der Podiumsdiskussion zum Abschluss der 23. Universitätswochen in Moers. Aus ihrer täglichen Praxis wisse sie, dass sich viele Migranten klischeehaft behandelt fühlten. Vor rund 280 Gästen in der Kundenhalle der Sparkasse am Niederrhein appellierte Özmal: „Wichtiger als politische Debatten sind das tägliche Miteinander und konkrete Hilfen, vor allem in der Bildung.“
Auch für Professor Bernd Kriegesmann, Präsident der Fachhochschule Gelsenkirchen, sind Investitionen in die schulische und akademische Bildung von jungen Zuwanderern das Gebot der Stunde, denn „wer, wenn nicht diese Kinder, sollen für meine Pension sorgen?“ Auch Professorin Ute Klammer von der Universität Duisburg-Essen will die Potentiale bislang bildungsferner Schichten, also auch die von Migranten, heben: „Viele Eltern wollen das für ihre Kinder, aber wissen nicht wie. Dort müssen wir praktische Angebote machen.“ Klammer verwies auf eine Grundregel der Bildungsökonomie: „Je früher wir investieren, desto größer der Nutzen.“
Einig waren sich alle vier Experten, dass der Islam unbestreitbar - weil empirisch belegt - ein Teil von Deutschland sei. Damit stimmten nicht alle Zuhörer überein, wie die offene Diskussion zeigte. Beim Thema Religion richteten sich die Fragen vor allem an Ministerialrat Michael Oberkötter. Der hatte im Gespräch mit Moderator Jörg Zimmer zuvor für Raunen im Publikum gesorgt, als er beispielsweise für die Einrichtung von Lehrstühlen für islamische Theologie warb. Oberkötter: „Auch wenn es manche stört, der Islam ist nicht die Wurzel des Radikalismus.“ Die Vision des Experten für Staatskirchenrecht: „Ich wünsche mir, dass die Morgenandacht im Radio oder das Wort zum Sonntag im Fernsehen auch einmal von einem Imam gesprochen wird.“
29.10.2010