NRW-Minister Laschet beschloss die Universitätswochen
MOERS. Am Beispiel der Zuckerrübe machte NRW-Minister Armin Laschet jetzt vor rund 300 Zuhörern in der Sparkasse deutlich, „dass politische Entscheidungen vor Ort ganz eng mit internationalen Entwicklungen zu tun haben“. Genau deshalb, so der Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration, sei der Blick über den Tellerrand nicht nur wirtschaftlich lohnend, sondern politische Pflicht. Zum Abschluss der 19. Universitätswochen unter der Überschrift „Unsere Eine Welt – gehört die Dritte Welt dazu?“ nannte der gelernte Journalist und frühere Bundes- und Europaparlamentarier die „Globale Gerechtigkeit und Entwicklung“ eine „Aufgabe für Politik und Gesellschaft“.
Alle an einen Tisch
Bauern vom Niederrhein und aus anderen Regionen Deutschlands hätten beispielsweise ein Interesse daran, landwirtschaftliche Produkte aus nicht EU-Staaten vom Deutschen Markt fern zu halten. International arbeitende Entwicklungshilfe-Organisationen plädierten hingegen dafür, Bauern in der Dritten Welt nicht durch Subventionen im Inland oder durch Zölle zu benachteiligen. Minister Laschet: „Wenn die Profiteure eines solchen Konflikts am Ende nicht die Hersteller von Zuckerlimonade sein sollen, in dem sie den Rohstoff auf dem Weltmarkt noch günstiger einkaufen können, müssen alle Beteiligten an einen Tisch.“ Im Fall der Zuckerrübe habe man für alle einen gangbaren und gerechten Weg gefunden.
Notwendig sei der internationale Blick vor Ort nicht allein in wirtschaftlichen, sondern vor allem in Fragen der anwachsenden Zahl der Flüchtlinge aus Afrika sowie der Klima- und Gesundheitspolitik. Armin Laschet: „Es kann uns nicht egal sein, wenn in Ostasien Vögel an einer Grippe erkranken. Auf der Landkarte können wir verfolgen, wie das Problem zu uns nach Hause kommt.“ Und dabei reiche es nicht aus, „wenn Experten die drängendsten Fragen in einer Eine-Welt-Gruppe diskutieren.“
Stärke als Nord-Süd-Land
Mit einer internationalen Konferenz will NRW im nächsten Jahr auf seine Stärken als Nord-Süd-Land aufmerksam machen. „Die meisten internationalen Organisationen wie etwa Misereor, Unicef oder die Kindernothilfe haben ihren Sitz in Nordrhein-Westfalen“, so der Minister. Zudem hätten die Vereinten Nationen eben in Bonn ihren einzigen Standort in Deutschland bezogen. Dort arbeiten 600 Mitarbeiter und insgesamt 14 Organisationen. Überdies unterhalten in NRW rund 3000 kirchliche Institutionen Partnerschaften mit Ländern in der Dritten Welt.
Aufgabe der Landespolitik sei es, die vielen kleinen Projekte und Verbindungen zu stärken, die die Bemühungen der internationalen Entwicklungspolitik unterstützen. So berichtete der Minister von einem Dachverband afrikanischer Unternehmer in NRW, „die ganz kreative und vielversprechende wirtschaftliche Verbindungen zwischen ihren Heimatländern und Deutschland schaffen“. Die Rücküberweisungen der derzeit in Nordrhein-Westfalen lebenden 95.000 Afrikaner bilde zudem eine nicht zu unterschätzende finanzielle Basis für die Entwicklung in den Ländern südlich der Sahara.
Lob vom Minister
Moderator Bernd Müller (WDR), der die abschließende Diskussion moderierte, brachte es im Rückblick auf die beiden ersten Veranstaltungsabende der 19. Universitätswochen auf den Punkt: „Ihr Ausblick klingt im Gegensatz zu manchem hier geäußerten Pessimismus sehr optimistisch.“ Armin Laschet: „Ich weiß, dass wir keine heile Welt haben. Dennoch benötigen wir in der Entwicklungsarbeit diesen Optimismus. Mein Akzent liegt darauf, wo wir etwas verändern können. Viele Antworten finden wir vor Ort.“ Vor diesem Hintergrund sprach der Minister der Reihe der Universitätswochen ein großes Lob aus: „Bei wenigen Veranstaltungen erreicht man mit einem so komplexen und zudem außenpolitischen Thema so viele Menschen.“
Nicht zuletzt deshalb bekräftigten Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz-Tenter und der Rektor der Universität Duisburg-Essen, Professor Lothar Zechlin, ihren Wunsch, die Reihe im nächsten Jahr mit den 20. Universitätswochen in Moers fortzusetzen.
26. Oktober 2006