Kulturstiftung förderte Herbstkonzert des NKM

MOERS. Seit Jahren müht sich das Niederrheinische Kammermusik Moers (NKM) redlich, der städtischen Finanzmisere zum Trotz seine traditionellen Konzerttermine zu wahren. Eine großzügige Förderung durch die Sparkassen-Kulturstiftung Moers ermöglichte dem Orchester beim diesjährigen Herbstkonzert sogar die Erfüllung eines lang gehegten Programmtraumes: die Aufführung einer Brahms-Symphonie.

Begeisterung und Musizierfreude, die das gesamte Konzert prägten, waren schon im Auftakt zu spüren: Mendelssohns Hebriden-Ouvertüre, fast ohne Wackeln musiziert, aber trotzdem nicht auf kalte Perfektion abgestimmt, sondern weich und märchen-magisch tönend.

In romantischer Verklärung ging es im Programmablauf weiter mit vier von Mahlers Liedern aus „Des Knaben Wunderhorn“. Barbara Cramm sang die kleine (eigentlich zu kleine) Liedauswahl, die von Rheinlegendchen bis zu den schönen Trompeten den Ausdrucksgehalt der gesamten Sammlung gut widerspiegelte, rein und klar, mit wundervoll schwingenden Koloraturen, wohldosiert dramatischem Ausdruck und selbst in den gefühlvollsten verklärtesten Passagen nie auf Sentimentalität reduziert. Leider ließ die schwierige Akustik der Halle den Dialog zwischen dem eigentlich kräftigen Sopran und dem mächtigen Orchester sehr unausgewogen wirken, so dass vom letzten Pianissimo kaum mehr als ein gedämpfter Hauch zu vernehmen war.

Eine lange Pause bot Musikern wie Publikum dann Muße zur Vorbereitung auf das Hauptwerk des Abends: Johannes Brahms‘ Zweite Symphonie. Ein Lehrstück für Dirigenten wie Orchester und damit für ein Laienorchester ein höchst gewagtes Unternehmen. Dank der tatkräftigen Unterstützung der souverän agierenden Profibläser und durch das Engagement zahlreicher ehemaliger Orchestermitglieder wie auch junger Musiker aus der Region geriet die Symphonie zu einem spannenden, fast triumphalen Finale. Ruhig kam der Anfang, der leise verhallte; ausdrucksvoll trugen die tiefen Streicher ihre Kantilenen vor, eindrucksvoll trug Dirigent Philip van Buren vor, dass große Steigerungen im langsamen Satz nicht zwangsläufig mit Temposteigerungen verbunden sein müssen. Manches wirkte zwar oberflächlich und zu dünn, im Mezzo blieben die Streicher ohne Substanz, und der Charme des Allegretto grazioso entfiel. Doch auch wenn das NKM den tragischen Atem der Symphonie nicht wirklich erreichte, klang die Interpretation insgesamt geistreich und „con spirito“. Brahms mit Herz und Hingabe musiziert. Bravos und großer Applaus!

3.10.04