Integrationshilfen des "IB" / Manchmal "bessere Deutsche"
MOERS. Ähnlich wie 1999 kamen auch im Jahr 2000 etwa 400 Spätaussiedler in den Kreis Wesel, davon entfällt ein Viertel auf Moers, die größte Stadt. Bei der Eingliederung - vornehmlich der jugendlichen Familienmitglieder - hilft der Internationale Bund (IB), einer der großen freien Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit in Deutschland, der auch die Bekämpfung von Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus auf seine Fahnen geschrieben hat.
Repräsentanten des IB berichteten jetzt in einer Pressekonferenz von ihrer segensreichen Arbeit. Anlaß war eine Spende in Höhe von 12 000 Mark, die Sparkassendirektor Ulrich Ruthenkolk anläßlich seines 60. Geburtstages der sogenannten Migrationsstelle des IB in Moers hatte zukommen lassen. Dr. Hans Hanke von der Migrationsstelle: "Die Ausreise markiert für die Aussiedler einen biographischen Bruch. Ohne zu wissen, was sie in Deutschland erwartet, müssen sie ihre vertraute Umgebung zurücklassen. Für Jugendliche ist die Situation besonders dramatisch."
Eingliederung schrittweise
IB-Geschäftsführer Michael Dornow machte deutlich, daß die Eingliederungshilfen zum Ziele haben, die Jugendlichen durch sprachliche, schulische und soziale Förderung so zu unterstützen, daß sie sich in ihrer neuen Heimat schrittweise integrieren können. Dr. Hanke: Es gebe Fälle, in denen jugendliche Spätaussiedler (vornehmlich aus dem Bereich der ehemaligen Sowjetunion) unter Ausländerfeindlichkeit zu leiden hätten; manchmal seien sie selbst aber auch "die besseren Deutschen", die Ausländer verächtlich behandelten.
Seminare, Freizeiten, vor allem aber sportliche Aktivitäten bezeichnete Dr. Hanke als Möglichkeiten, Vorurteile abzubauen und freundschaftliche Verbindungen zu knüpfen. Die Spende des Sparkassendirektors solle insbesondere dafür eingesetzt werden, das sportliche Angebot auszuweiten. IB-Mitarbeiterin Danuta Tippelt: "Wir müssen viel Geduld haben. Eingliederungshilfe muß oft über viele Jahre angeboten werden."
Azubi Pawel Paluska
Wie erfreulich Integration verlaufen kann, verdeutlichte der aus Polen ausgereiste Pawel Paluska, der einen Ausbildungsplatz bei der Sparkassen Moers gefunden hat. "Ich habe Ausländerfeindlichkeit am eigenen Leibe niemals erleben müssen." Pawel spielte Fußball beim SV Scherpenberg, machte den Schiedsrichterschein, schloß die Realschule mit Erfolg ab und ist jetzt im dritten Ausbildungsjahr bei der Sparkasse.
In den Kreisen Wesel und Kleve zählt der Internationale Bund etwa 100 Mitarbeiter. Vorrangig für die jugendlichen Spätaussiedler ist zunächst der Sprachunterricht, der in Schulen (im Anschluß an den regulären Unterricht) oder in Einrichtungen des IB erfolgt. Dessen von Parteipolitik und Konfessionen unabhängige Arbeit erfolgt dezentral (Außenstellen auch in Kamp-Lintfort, Wesel, Dinslaken und Kleve).