Podiumsdiskussion zur Zukunft der Moerser Innenstadt
MOERS. Von der Sonne durchflutete Gässchen mit Läden, Gärten, die zum Verweilen einladen, und darin eingebettet: Büroräume und Wohnungen. Wie wird sich die Fläche zwischen Uerdinger-, Homberger- und Kautzstraße zukünftig präsentieren? Verschiedene Architekten und Designer haben sich dazu bereits Gedanken gemacht. Doch was wollen die Bürger, was deren politische Vertreter im Stadtrat? Manfred Lachniet, seit vier Monaten Redaktionschef bei WAZ und NRZ in Moers, griff diese Fragen bei einer Podiumsdiskussion in der Sparkasse Moers auf. Viele der rund 120 Gäste beteiligten sich rege an der Diskussion um die Zukunft der Innenstadt.
Feldmann offenbar beleidigt
Monika Convent, Leiterin des städtischen Planungsamtes, skizzierte kurz die von der Recklinghauser Firma Feldmann vorgelegten Pläne. Lachniet: "Wir hatten Feldmann eingeladen." Offenbar beleidigt, hätte die Firmenleitung ihre Zusage jedoch kurzfristig zurückgenommen.
Den Kern der Feldmann-Pläne bildet eine Rotunde mit einem Durchmesser von 25 Metern auf dem Gelände der Post. Schmale Gassen sollen den Galeriebereich im Inneren mit der Homberger Straße und dem Königlichen Hof verbinden. Insgesamt sollen 7000 Quadratmeter neuer Verkaufsflächen entstehen. "Die Pläne sehen vor, einen Ankermieter aus dem Elektronik- oder Textilbereich für das Projekt zu gewinnen", so Monika Convent. Durch frühzeitiges Bemühen um die freiwerdende Post-Immobilie hat Feldmann eine Option auf das von der Stadt als Bebauungsplan 316 beschriebene Gebiet
Offene Kritik
Architekt Jochem Bellinger kritisierte die Feldmann-Pläne offen. "Mit diesem Konzept bauen wir ein kleines CentrO. oder Multicasa. Moers braucht kleinteiligere Bebauung, die sich harmonisch ins Stadtbild eingliedert." Unter der Überschrift "Königliche Höfe" stellte er mit Hilfe computeranimierter Grafiken seine Pläne vor. Bellinger setzt dabei auf viel Tageslicht und integrierte Grünflächen. "Besucher sollen Jahreszeiten erleben können." Kleine Passagen mit Ladenlokalen links und rechs verbinden die inneren Bereiche mit der Uerdinger- und der Homberger Straße.
Entlang der Uerdinger Straße sehen Bellingers Pläne Arkaden vor, die mit Glasscheiben gegen den Verkehr abgeschirmt werden sollen. Neben Büroflächen will der Moerser Architekt zudem 100 Wohnungen schaffen.
"Das ist ausdrücklich keine Bellinger-Werbeveranstaltung", so Manfred Lachniet, "wir möchten Ihre Meinung hören". Damit war der Ring frei für eine zum Teil kontrovers geführte Diskussion. Wilhelm Bommann Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Niederrhein: "Jede Investition im Innenstadtbereich ist zu begrüßen." Kribbelig werde er, wenn davon die Rede sei, den Verkehr aus der Innenstadt zu verbannen. Ausdrücklich betonte Bommann, daß die Innenstadt für alle Verkehrsteilnehmer erreichbar sein müsse.
Die richtige Richtung
Manfred Gramse (CDU) unterstrich diese Forderung. Über eine Umlenkung des Verkehrs dürfe erst gesprochen werden, wenn verträgliche Umgehungen vorbereitet seien. Überdies sprach sich der CDU-Ratsherr für mehr Wohn- und Büroräume aus. Günter Eidam (SPD), ebenso wie Gramse Mitglied des städtischen Planungsausschusses: "Herrn Bellingers Ideen zeigen in die richtige Richtung." Einig waren sich alle Beteiligten, daß kleinteilige Bebauung für Moers richtig und ein kopieren von CentrO. oder Multicasa der falsche Weg seien..
Heftig beklatscht wurden Beiträge aus dem Publikum, die eine bessere Anbindung des unteren Teils der Homberger Straße sowie den raschen Umbau des Bahnhofes einforderten. Manfred Lachniet wies darauf hin, daß das Projekt Grafschafter-Passage nicht voran komme. Monika Convent: "Die Genehmigungen sind alle erteilt, wir haben gegenüber dem Investor kein Zwangsmittel in der Hand."
Wilhelm Bommann stützte den allgemein geäußerten Verdacht, Moers habe eine notwendige Entwicklung des Zentrums verschlafen, mit Zahlen: "1987 lag die Quote aus Kaufkraft und Umsätzen in Moers noch bei 1,25. Heute liegt sei bei 1,09. Das heißt, wir haben rund 15 Prozent von außerhalb nach Moers gebrachter Geldzuflüsse verloren.”