Sparkasse fördert Buch mit Texten des Moersers Johann Esser
Stellten das Buch „Der Spatz am Gitter“ vor (v.l.n.r.): Giovanni Malaponti, von der Sparkasse am Niederrhein, die das Buch finanziell ermöglichte, sowie die Herausgeber Ulrich Hecker, Jutta Esser, Fritz Burger und Patrick Dollas.
MOERS. Das berühmte Lied von den Moorsoldaten ist genau vor 90 Jahren entstanden. Der Moerser Bergmann und Antifaschist Johann Esser schrieb den Text als Häftling im Konzentrationslager Börgermoor im Emsland, in dem er als politischer Gegner der Nationalsozialisten inhaftiert war. Auf Initiative des Vereins „Erinnern für die Zukunft“ und mit finanzieller Unterstützung der Sparkasse am Niederrhein erschien jetzt erstmals ein Buch mit Gedichten von Johann Esser. Der Auswahlband mit dem Titel „Der Spatz am Gitter“ hat 182 Seiten und ist für 19,90 Euro in der Barbara Buchhandlung auf der Burgstraße erhältlich.
Der 1896 in Wickrathhahn bei Mönchengladbach geborene Johann Esser lebte bis zu seinem Tod im September 1971 mit seiner Frau Elfriede an der Marienburger Straße 65 in Moers-Meerbeck. Ein Vierteljahrhundert nach dem Ende des Krieges war es still geworden um den Dichter des weltbekannten Moorsoldatenliedes, der gerade das 75. Lebensjahr vollendet hatte. Er hinterließ sechs Kinder, zahlreiche Enkel und rund 7.000 Gedichte, die im Kreisarchiv in Wesel verwahrt werden.
Nach seiner schweren Verwundung im Ersten Weltkrieg und zwölf Jahren Arbeit auf der Zeche ,,Diergardt" in Rheinhausen wurde Johann Esser 1931 wegen der Beteiligung an einem wilden Streik arbeitslos. Unmittelbar nach dem Reichstagsbrand wurde der Bergmann und Kommunist am 1. März 1933 verhaftet. Er gehörte zu jenen Arbeiterführern, auf deren Festnahme die Moerser Kreispolizei bereits seit 1931 in vierteljährlich erneuerten Listen vorbereitet war.
Johann Essers „Lied der Moorsoldaten“ wurde zur Hymne des Widerstands gegen das NS-Regime. Dass er selbst in dieser Zeit der Verfolgung erfahren hat, dass sein Lied in vielen Ländern bekannt und gesungen wurde, ist unwahrscheinlich. Wohl erst nach dem Krieg wurde ihm das bewusst und so konnte er (vielleicht sogar mit etwas Stolz) notieren: „Die Verse hat ein Kumpel geschrieben“.
Der Verein „Erinnern für die Zukunft“ regte mehr als 50 Jahre nach dem Tod von Johann Esser nun einen ersten Auswahlband der Gedichte an. „Es war längst an der Zeit, den Bergmann und Dichter Johann Esser mit einem eigenen Gedichtband zu ehren und damit sein Werk zu würdigen“, sagt Ulrich Hecker, der Vorsitzende des Vereins „Erinnern für die Zukunft“. Die Herausgeber des Auswahlbandes mit dem Titel „Der Spatz am Gitter“ sind Fritz Burger, Jutta Esser, Patrick Dollas und Ulrich Hecker.
Am Mittwoch, 26. April, lädt der Verein zur ersten öffentlichen Lesung aus dem Buch um 19 Uhr in den großen Saal des Alten Landratsamtes am Kastellplatz ein.
18. April 2023