35. Universitätswochen in der Sparkasse am Ostring
Das Podium der 35. Universitätswochen (von links): Professor Bettar Ould el Moctar, Bundestagsabgeordneter Lukas Benner, Professorin Ellen Enkel, Professor Thomas Schlipköther und Moderator Jörg Zimmer.
MOERS. Zur Eindämmung der Klimakrise ist es dringend notwendig, die Emissionen von Autos, LKWs, Schiffen und Flugzeugen deutlich zu senken sowie die Logistik besser zu organisieren. Darüber waren sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion bei den 35. Universitätswochen in der Sparkasse einig. Vorstandsvorsitzender Giovanni Malaponti begrüßte Professor Bettar Ould el Moctar, Leiter des Instituts für Schiffs- und Meerestechnik sowie Transportsysteme der Universität Duisburg-Essen (UDE), Professor Thomas Schlipköther, Vorstand der Duisburger Hafen AG, die Mobilitätsexpertin Professorin Ellen Enkel (UDE) und den Bundestagsabgeordneten Lukas Benner von den Grünen. Pressesprecher Jörg Zimmer moderierte die Diskussion vor rund 60 Gästen in der Kundenhalle am Ostring.
Professor Schlipköther, ein ausgewiesener Experte für Hafenlogistik, beklagte ein Kommunikationsproblem mit der Politik. Lukas Benner konterte, die Politik würde Förderprogramme und damit Gelder anbieten, doch die Industrie nutze diese nicht und scheue sich zu investieren. Fehlender Mut und mangelnder Druck verhinderten noch viel zu oft, in klimafreundliche Infrastruktur zu investieren, so Lukas Benner. Professorin Enkel warnte, dass neue Mobilitätskonzepte teuer seien und man aufpassen müsse, dass sich zukünftig noch jeder leisten könne, von A nach B zu kommen.
„Corona hat uns da leider zurückgeworfen. Innovative Startups sind in Konkurs gegangen, die Menschen hielten an den alten Antriebsarten fest und nutzten zudem weniger die öffentlichen Verkehrsmittel“, so die Professorin, die von der Fachpresse gerne die ‚Auto-Päpstin‘ genannt wird. Einen positiven Ansatz sieht sie darin, wenn sich Nachbarn ein Auto zu teilen. Auch ein günstiges Ticket für Bus und Bahn könnte ein Teil der Lösung sein. Lukas Benner sprach vom überraschenden Erfolg des 9-Euro-Tickets. Neben dem Nachfolger, dem 49-Euro-Ticket, müsse der ÖPNV weiter ausgebaut und konsequent unterstützt werden. „Der ÖPNV muss als Daseinsfürsorge betrachtet und vom Bund mitfinanziert werden", so Benner. Professor el Moctar berichtete, dass Reedereien, um Treibstoff zu sparen, die Geschwindigkeit der Schiffe gesenkt hätten. Das Einsparpotential liege bei bis zu 30 Prozent. In der späteren Diskussion kamen aus dem Publikum deutliche Fragen, warum das nicht längst auf deutschen Autobahnen so praktiziert werde. In der Theorie, so der Schiffstechniker el Moctar, könnten zudem viele Schiffe schon heute mit weniger schädlichen Kraftstoffen wie beispielsweise Flüssigmethan fahren. Professor Schlipköther ergänzte: „Betriebswirtschaftlich ist die Umstellung für viele Schiffseigner undenkbar, da müsste mehr getan werden.“
Jörg Zimmer fragte die Experten, ob es nicht auch dringend notwendig sei, dass die Menschen an ihren Ansprüchen und ihrem Bewusstsein arbeiten. Schließlich könne man das Fliegen vermeiden und müsse auch keine umweltschädliche Kreuzfahrt buchen. „Ein Kreuzfahrtschiff verbrennt pro Tag 150 Tonnen Schweröl auf hoher See“, so Zimmer. Auch Schlipköther plädierte dafür, dass jeder sich an die eigene Nase fassen müsse. So sei es heutzutage üblich im Internet zu bestellen und dann wieder zurückzusenden, was Unmengen an CO2 durch den Transport verursache. Einig waren sich am Ende alle darüber: „Wenn wir nichts oder zu wenig tun, wird es am Ende viel, viel teurer.“
28.10.2022