Neue Stolpersteine in der Moerser Innenstadt verlegt
Eine Schülerin der Justus-von-Liebig-Hauptschule legt Blumen am Stolperstein für Wilhelm Flecken nieder. Dessen Tochter Wilma Müller (2. v.l.) und ihr Enkel Jonas waren zur feierlichen Steinverlegung vor dem Haus an der Pfefferstraße 6 gekommen. Dr. Bernhard Schmidt (rechts daneben) erinnerte an den 1942 ermordeten NS-Widerstandskämpfer aus Moers.
MOERS. Vor dem Haus an der Pfefferstraße 6 liegt jetzt ein Stolperstein. Die kleine quadratische Messingtafel erinnert an Wilhelm Flecken. „Hier ist mein Vater aufgewachsen“, sagt Wilma Müller und fügt hinzu: „Ich habe ihn leider nie kennengelernt.“ An ihrer Seite steht Jonas, der Urenkel von Wilhelm Flecken. Der Junge ist mit zur Steinverlegung gekommen und hört, was Dr. Bernhard Schmidt vom Verein ‚Erinnern für die Zukunft’ über seinen Uropa sagt: „Wilhelm Flecken arbeitete als Klempner und leistete ab 1933 Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Die steckten ihn zweimal ins Gefängnis und ermordeten ihn schließlich 1942 im KZ Groß-Rosen.“
Rund 80 Menschen drängen sich in der engen Pfefferstraße. Und doch ist es ganz still, als Schülerinnen und Schüler der Justus-von-Liebig-Hauptschule vortreten und Blumen rund um den Stolperstein legen. Zudem überreichen sie Wilma Müller eine selbstgefertigte Collage, die ein Foto des Widerstandskämpfers Wilhelm Flecken zeigt, umrankt von schützenden Händen. „Das bekommt bei uns einen Ehrenplatz“, sagt Wilma Müller und zeigt Jonas das großformatige Bild. Auf Initiative des Vereins ‚Erinnern für die Zukunft’ und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit wurden insgesamt zehn neue Stolpersteine in der Moerser Innenstadt verlegt. Verschiedene Moerser Schulen beschäftigten sich im Vorfeld mit je einem ermordeten Bürger oder einer Familie.
Lehrerin Stephanie Zimmermann sagt: „Die Kinder recherchieren die Schicksale der Nazi-Opfer und entwickeln Ideen, wie man angemessen an die Menschen erinnern kann.“ Neben dem persönlichen Engagement sei die Aktion auch auf finanzielle Unterstützung angewiesen, so Dr. Bernhard Schmidt in seiner kurzen Ansprache. Insbesondere mit Blick auf den Stolperstein für Wilhelm Flecken dankte er der Sparkasse am Niederrhein: „Denn ohne deren Zuschüsse hätten wir die Bücher ‚Tatort Moers’ und ‚Moers unterm Hakenkreuz’ nicht machen können.“ Und die wiederum hätten für Hinweise aufmerksamer Leser gesorgt, beispielsweise den von Wilma Müller auf ihren Vater. Dr. Bernhard Schmidt: „Das Schicksal Wilhelm Fleckens war uns vorher nicht bekannt. Aus diesem Grund möchte ich betonen: Ohne die Sparkasse würden wir heute hier nicht stehen.“
7.10.2016