Podiumsdiskussion zum Abschluss der 28. Universitätswochen

Die Moderatorin der Podiumsdiskussion, Christine Kostrzewa (r.), befragte nicht nur die Experten, sondern auch das Publikum. Hinten, von links: Landschaftsarchitekt Friedhelm Terfrüchte, Professorin Susanne Moebus, der Moerser Stadtplaner Martin Dabrock und Matthias Braubach von der WHO.

Die Moderatorin der Podiumsdiskussion, Christine Kostrzewa (r.), befragte nicht nur die Experten, sondern auch das Publikum. Hinten, von links: Landschaftsarchitekt Friedhelm Terfrüchte, Professorin Susanne Moebus, der Moerser Stadtplaner Martin Dabrock und Matthias Braubach von der WHO.

MOERS. Das Leben in der Stadt macht häufig krank. Schuld daran sind Städteplaner und Politiker, die über Jahrzehnte alles dem Autoverkehr untergeordnet haben. Darin waren sich alle Gesprächsteilnehmer der Podiumsdiskussion zum Abschluss der 28. Universitätswochen einig. Doch wie soll eine Stadt gebaut sein, damit möglichst alle Bewohner dort zufrieden und gesund leben können? Vor rund 150 Zuhörern in der Kundenhalle der Sparkasse am Ostring entlockte Moderatorin Christine Kostrzewa den Experten wenig Konkretes.

Viel Applaus erntete Landschaftsarchitekt Friedhelm Terfrüchte für seine Forderung: „Wir müssen die Stadt wieder begehbar machen!“ Zustimmendes Nicken von Martin Dabrock, Raumplaner der Stadt Moers, der diese Vorlage eher vage aufgriff: „Bei Bauvorhaben in den Stadtteilen wollen wir die Chancen nutzen, wenn sie sich bieten.“ Das war den Zuhörern zu wenig. Auf Nachfrage nannte Dabrock ein Beispiel: „Schon bald wird die Kanalisation in der City erneuert. Im Zuge der Baumaßnahmen werden wir dafür sorgen, dass das Pflaster insbesondere für ältere Menschen besser begehbar wird.“

Professorin Susanne Moebus plädierte vehement für mehr Bürgerbeteiligung im Vorfeld von Bauplanungen: „Fragen Sie die Menschen im jeweiligen Quartier nach ihren Wünschen und Vorstellungen!“ Das wollte Bürgermeister Christoph Fleischhauer nur bedingt unterschreiben: „Bürgerbeteiligung ist wichtig, aber gerade bei Entscheidungen, die sich über Jahrzehnte auswirken, sollten wir eher den Experten in unserer Verwaltung vertrauen.“ Da blickte Matthias Braubach von der Weltgesundheitsorganisation WHO doch skeptisch. Für den Geographen kann eine Stadtplanung nur gelingen, wenn sie den Emotionen der Bewohnern Rechnung trägt.

Mehr Grün in den Stadtvierteln, ein für Kinder und damit auch für Senioren sicheres Wegenetz – dazu Plätze, die Lust auf Spiel und Bewegung machen. Das ist das Idealbild einer Stadt der Zukunft. „Alles schöne Ideen“, so ein Zuhörer, „doch wer soll das bezahlen?“ Und noch einen Einwand formulierte der Mann: „Weniger Autostraßen und mehr Rad- und Fußgängerwege – aber was machen die ganzen Berufspendler?“ Konkrete Antworten darauf blieb die Expertenrunde schuldig. Ein praktischer Tipp kam aus dem Publikum: „In Holland dürfen alle Busse die Standstreifen der Autobahnen befahren. Das wäre auch für viele deutsche Pendler eine tolle Alternative zum Stau.“

30.10.2015

 

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