Universitätswochen: Wirtschaftsstandort Deutschland in Gefahr

MOERS. „Das Zentrum der wirtschaftlichen Aktivitäten verlagert sich nach Asien. Und dorthin verlegen die Unternehmen auch zunehmend ihre Produktion“, sagt Professor Rüdiger Deike. Zum Auftakt der 24. Universitätswochen in der Kundenhalle der Sparkasse am Niederrhein verdeutlichte der Leiter des Lehrstuhls für Eisen- und Stahlerzeugung am Institut für Metallurgie der Universität Duisburg-Essen, welchen Herausforderungen sich der Wirtschaftsstandort Deutschland stellen muss: „Wir begreifen uns gerne als eine moderne Dienstleistungsgesellschaft, doch arbeiten rund 28 Millionen Menschen im industriellen Sektor.“

Was uns seinerzeit erstaunlich gut durch die Finanzkrise gebracht habe – eine auf den Export ausgerichtete Produktion – könne sich heute als unsere Achillesferse erweisen. Professor Deike: „China nutzt seine Wirtschaftsmacht, um die Rohstoffmärkte zu lenken. Dabei hilft dem Land, dass vielen Nachfragern nur wenige Anbieter gegenüberstehen.“ Die national organisierte Politik habe es versäumt, den global agierenden Unternehmen rechtzeitig Grenzen zu setzen. Deike: „Bei den Rohstoffen gibt es keine funktionierende Marktwirtschaft mehr.“ Das gefährde beispielsweise deutsche Stahlhersteller, die auf den Import von Erz und Hochofenkoks angewiesen seien.

Der Referent, der vor seiner Professur die Geschäfte eines mittelständischen Unternehmens führte, ersparte seinen Zuhörern auch nicht folgenden Ausblick: „Rohstoffe stehen am Anfang der Wertschöpfungskette und ich begreife das, was dort geschieht, als einen Indikator für das, was uns in anderen Bereichen noch bevorsteht.“ China steuere die Wirtschaft, während Deutschland bestenfalls noch teilhaben könne. Der Experte rät der heimischen Industrie, verstärkt auf Recycling und Effizienz zu setzen, um so in möglichst geschlossenen Kreisläufen hochwertige Produkte herzustellen. Deikes Fazit: „Wenn es uns nicht gelingt, den anderen immer um eine Naselänge voraus zu sein, werden wir unseren Wohlstand nicht erhalten können.“

7.10.2011

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