Presseclub diskutierte in der Sparkasse über Soziale Netzwerke
MOERS. „Wie verändern Facebook, Twitter & Co. den Journalismus“ – unter diesem Titel lud der Presseclub Niederrhein zum Mittwochsgespräch am 23. März ins Casino der Sparkasse am Niederrhein ein. Dr. Rainer Kurlemann, Chef von RP-Online, Social-Media-Experte Markus Hündgen, NRZ/WAZ-Lokalchef Michael Passon und RP-Lokalchef Dirk Möwius diskutierten das Thema in der Sparkasse am Niederrhein. Die PCN-Vorsitzende Sigrid Baum und Vorstandsmitglied Thorsten Schröder moderierten die teils kontroversen Diskussionen. Lokal scheint Social Media noch nicht in Gänze angekommen sein. Beide Moerser Redaktionen sind durch die privaten Profile von Redaktionsmitglieder vertreten, „tasten“ sich so an den neuen Kanal heran. „Noch ist viel Privatvergnügen dabei“, erklärte Möwius. Auch bei der NRZ/WAZ sieht es ähnlich aus: „Wir sind dabei und schauen, wie sich die Sache entwickelt“, so Passon. Erstes Ziel sei es nach wie vor, junge Leute an den Journalismus heranzuführen.
Allerdings ist die Nachfrage nach lokalen Inhalten und Themen da. Dies bestätigte auch ein Besucher der Veranstaltung, der sich mehr Angebote in dem Bereich wünschte. Vornehmlich nutzen die Lokalen Facebook als Werbekanal für die Zeitung, aber zunehmend auch als Recherchemittel. Allerdings: Facebook ist kein Portal, in das man nur Inhalte reinschüttet. „Man muss sich mit den Lesern auseinandersetzen, muss schnell reagieren und kritikfähig sein“, so Dr. Rainer Kurlemann. Eine Tatsache, die auch Sparkassen-Chef Giovanni Malaponti bewusst ist: „Als Wirtschaftsunternehmen müssen wir uns gut auf den kritischen Dialog vorbereiten.“ Ein Punkt bei Facebook und anderen Kanälen wie Twitter sind erweiterte Arbeitszeiten. Ein Leser, der einen Beitrag kommentiert oder geschrieben hat, erwartet eine schnelle Reaktion. „Das Internet hat keinen Redaktionsschluss“, hielt Moderator Schröder fest.
Patentrezepte, wie Zeitungen oder Firmen mit Social Media umgehen sollten, konnte auch Experte Hündgen nicht liefern: „Nicht jeder sollte Social Media machen. Das ist ein komplexes, schwieriges Feld.“ So anspruchsvoll, dass Firmen teilweise auf sogenannte Social-Media-Manager setzen, die relativ unabhängig von Pressestellen und Vorstand im Netz kommunizieren dürfen. Wichtig seien dabei Authentizität und Transparenz. Die Gründe, Social Media zu betreiben, sind vielfältig: Kundenbindung, Ankündigung der nächsten Ausgabe oder Erhöhung der Reichweite. Allerdings sei Letzteres nicht unbedingt das beste Ziel, war sich Hündgen sicher. Und die Sparte muss stimmen: „Ein Betonhersteller mit einem relativ beschränkten Kundenkreis sollte auf Facebook verzichten. Das Portal ist aber eine gute Möglichkeit, Unternehmen ein Gesicht zu geben. Und zu zeigen, dass Menschen dort arbeiten.“
Markus Hündgen prophezeite, dass Facebook noch mehr Gewicht gewinnt. „Manche vertrauen eher ihrem Nachbarn, der etwas postet, als der Tageszeitung.“ Er geht davon aus, dass „facebooken“ irgendwann einmal im Duden steht – so wie der Begriff „googeln“. Auch wenn die Meinungen weit auseinander gingen, ob es 2030 noch gedruckte Medien gibt, waren sich alle Podiumsteilnehmer einig: Der Qualitäts-Journalismus bleibt bestehen. Und: „Auch dann wird es Journalisten geben, die gute Geschichten erzählen.“ Aber der Beruf wird sich weiter wandeln. Die Journalisten müssen künftig alle Kanäle „bespielen“ können.
28.3.2011