Klavier-Festival Ruhr: Schlimé zu Gast im Martinstift

Francesco Tristano Schlimé begeisterte das Publikum im ausverkauften Saal des Martinstifts mit spannenden Grenzüberschreitungen und seinem originellen, rhythmischen Spiel.

MOERS. Noch bis zum 17. Juli „beflügelt“ das Klavier-Festival Ruhr wieder den Niederrhein und das Ruhrgebiet. Dass auch Moers am namhaften internationalen Pianistenmarathon teilhaben darf, verdankt es der Unterstützung durch die Sparkasse am Niederrhein, die seit vielen Jahren für die Festivalkonzerte im Martinstift die Patenschaft übernimmt. Im ersten der beiden Moerser Konzerte erlebten die Zuhörer im ausverkauften Kammermusiksaal jetzt einen Abend der Grenzübergänge. Anspruchsvoll, sperrig und lustvoll zugleich spielte Pianist und Komponist Francesco Tristano Schlimé Frescobaldi, Bach, Haydn, Strawinsky und eigene Kompositionen. Das Publikum war von den spannungsgeladenen Grenzüberschreitungen begeistert.

Schlimé, 1981 in Luxemburg geboren, fand über das Schlagzeug zum Klavier und ist durch seine Bach-Interpretationen früh bekannt geworden. Doch im Innersten seines Herzens ist der Rhythmus seine Welt geblieben, was er schon beim Auftakt des Konzerts unverkennbar bewies. Seine Eigenkomposition „Hello“ von 2005 wird im dynamischen Wechsel zwischen vorsichtigem Piano und hartem Fortissimo angetrieben, und ist über angerissene Klaviersaiten von unterschiedlichsten Klangfarben geprägt. Plötzlich erhebt sich aus den donnernden Schlägen eine ruhige, klar gegliederte Linie: Frescobaldis Toccata Quarta entfaltet sich so natürlich, als sei sie in den Hello-Rhythmus eingebettet gewesen und nun zu neuem Leben erweckt worden.Der 27-jährige Luxemburger liebt Grenzüberschreitungen

Nach diesem spannungsvollen Feuerwerk aus Improvisation und Kontrast wirken Haydns C-Dur-Sonate und das berühmte Ochsenmenuett völlig schnörkellos und spielfreudig dargeboten. Sie erscheinen wie versöhnliche Bindeglieder zwischen den musikalischen Welten. Nach der Pause ging es stilistisch ähnlich bunt weiter. Auf Strawinskys Piano Rag Music und Ragtime, die Schlimé mit sichtlichem Vergnügen an den rhythmischen Asymmetrien spielte, folgte wieder Attacca, Bachs Partita Nr. 3, mit ihrem Wechsel zwischen kunstvollen Verzierungen und rhythmischen Verunsicherungen. Nur der spontane Applaus des Publikums verhinderte, dass es von Bach nahtlos wieder zu Strawinskys Tango und drei Sätzen aus Petruschka zurückging.

In den hämmernden Staccati des Danse Russe knüpfte Schlimé wieder an den Anfang des Konzerts an - mit höchst differenzierter Anschlagskultur und grandioser Spieltechnik. Die Spannung im Saal entlud sich im frenetischem Beifall und Bravorufen. In den stürmisch geforderten Zugaben wurden noch einmal Jazz und Barock effektvoll einander gegenübergestellt. Am 4. Juni wird das Klavier-Festival Ruhr ein weiteres Mal zu Gast im Moerser Martinstift sein. Der Pianist Dong-Hyek Lim wird Werke von Mendelssohn Bartholdy, Tschaikowsy, Busoni und Bach spielen. Das Konzert ist bereits ausverkauft.

14.5.2009

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