Harald Schönherr berichtet vom Anlagemarkt
NIEDERRHEIN. Bulle und Bär sind die Sinnbilder für steigende und fallende Aktienmärkte. Zweifellos hat der Bär in der letzten Zeit bestimmt, wo es lang ging, und zwar abwärts. Es zog ein Sturm über die Finanzmärkte, wie man es so nicht hätte vermuten können. Wann kehrt Ruhe an die Finanzmärkte zurück, wann übernimmt der Bulle wieder das Ruder?
Weltweit sind die Volkswirtschaften in eine tiefe Rezession gestürzt. Die Aktivität ist stark rückläufig, Schrumpfungsraten um zwei bis sechs Prozent gelten für die meisten Industrieländer. Vor allem große, exportorientierte Unternehmen sind betroffen. Im Winterhalbjahr hat eine “Schockstarre” eingesetzt, in der es kaum noch neue Aufträge für die Unternehmen gab.
Positive Wachstumsraten
Vor allem aufgrund der Anschubwirkungen durch die niedrigen Zinsen und die Konjunkturpakete wird die Rezession noch in diesem Jahr für beendet erklärt werden können. Daran schließt sich jedoch leider kein fulminanter Aufschwung an. Aber immerhin wird es in den meisten Ländern im Jahr 2010 positive Wachstumsraten geben. Genau dies ist ein wichtiges Signal für die Kapitalmärkte.
Nun stellt sich die Frage, ob beim Keileinschlagen in die Abwärtsspirale auch etwas schief laufen kann. Denn die Zentralbanken haben viel Geld gedruckt. Kommt jetzt die große Inflation? Viele meinen, das geht gar nicht anders. Das ist aber falsch. Augenblicklich liegt dieses Geld untätig herum: Firmen, Banken und Haushalte halten das Geld liquide, sind vorsichtig und geben es nicht aus. Solange das so bleibt, können Unternehmen keine Preiserhöhungen durchsetzen und die Inflation bleibt niedrig. Sie sinkt sogar eher noch. Erst, wenn es der Wirtschaft wieder besser geht, wird es gefährlich mit der Inflation. Aber hier können die Notenbanken abhelfen und das viele Geld schnell wieder absaugen.
Anlagestrategie auf Sicherheit ausgerichtet
Unbestritten ist es derzeit immer noch hinreichend stürmisch auf den Finanzmärkten. Vor diesem Hintergrund ist eine Anlagestrategie, die auf Sicherheit ausgerichtet ist, weiterhin eine gute Entscheidung. Bei einer solchen Wetterlage ist man zum Beispiel in Garantie- oder Immobilienfonds gut aufgehoben. Erste Wolkenlücken tun sich aber bereits auf und bis Jahresende sollte der Sturm über den Finanzmärkten deutlich an Kraft verloren haben. Dann wird es gut sein, auch beim Aktienmarkt mit Aktien oder Aktienfonds wieder den Fuß in der Tür zu haben. Der Bulle wird derzeit gut gefüttert, so dass er bis Jahresende stark genug sein dürfte, den Bären in die Schranken zu verweisen. Der Wetterbericht ist also verhalten positiv: Es wird freundlicher an den Märkten.
(Autor Harald Schönherr ist Anlageexperte bei der Sparkasse am Niederrhein. Die in dieser Veröffentlichung enthaltenen Informationen beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten. Eine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben können wir nicht übernehmen, und keine Aussage in diesem Bericht ist als solche Garantie zu verstehen. Die Sparkasse am Niederrhein übernimmt keinerlei Haftung für die Verwendung dieser Publikation oder deren Inhalt.)
2.6.2009