Ausstellung über Jugendgefängnisse in der Sparkasse

Sparkassendirektor Bernhard Uppenkamp (l.) begrüßte die Gäste bei der Ausstellungseröffnung „Menschen statt Mauern – für ein Europa ohne Jugendgefängnisse“. Klaus Jünschke (m.) vom Verein „Kölner Appell gegen Rassismus“ warb für Alternativen zum Strafvollzug. Pfarrer Hans-Wilhelm Fricke-Hein (r.), Direktor des Neukirchener Erziehungsvereins, möchte eine sachliche - durchaus auch kontroverse - Diskussion ermöglichen. Im Hintergrund die begehbare Gefängniszelle.

NEUKIRCHEN-VLUYN. „Die Kundenhalle der Sparkasse hat schon viele Ausstellungen präsentiert - aber keine, die eine solch bedrückende Realität zeigt“, sagte Vorstand Bernhard Uppenkamp anlässlich der Ausstellungseröffnung „Menschen statt Mauern – für ein Europa ohne Jugendgefängnisse“. Im Mittelpunkt steht der Nachbau einer Gefängniszelle, in der jugendliche Straftäter untergebracht sind.

Schautafeln an den Außenwänden informieren über den gesellschaftlichen Umgang mit Jugendkriminalität, schildern den Gefängnisalltag und zeigen Alternativen zum Strafvollzug auf. Der Neukirchener Erziehungsverein wirbt damit für einen menschlichen und klugen Umgang mit straffällig gewordenen Jugendlichen. Die Ausstellung ist bis zum 14. September in der Sparkasse an der Poststraße während der Geschäftszeiten zu sehen.Besucher können den zwei mal vier Meter kleinen Raum besichtigen, „in dem viele Jugendliche bis zu 23 Stunden am Tag unbeschäftigt verbringen müssen“, so Klaus Jünschke vom Verein „Kölner Appell gegen Rassismus“, der die Wanderausstellung konzipiert hat. Insgesamt sitzen derzeit 7.000 Jugendliche und junge Erwachsene in 27 deutschen Jugendstrafanstalten ein. Klaus Jünschke: „Gefängnispfarrer und Anstaltsleiter berichten mir von Aggression und Gewalt. Misshandlungen untereinander nehmen zu.“ Den Experten wundert es nicht, dass rund 80 Prozent der Jugendlichen rückfällig werden: „Eine Zelle ist kein pädagogischer Ort.“

Auch Pfarrer Hans-Wilhelm Fricke-Hein, Direktor des Neukirchener Erziehungsvereins, fordert eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema Jugendkriminalität. Mit Blick auf das 40-jährige Bestehen des Kinder- und Jugenddorfs sagte er: „Wir wollen Lebensläufe verhindern, die in einer solchen Zelle enden würden.“ Das sei jedoch nur mit Menschen möglich, die sich für Jugendliche einsetzten und diese angemessen betreuten. Fricke Hein dankte der Sparkasse für die Unterstützung im Rahmen einer bereits über 100 Jahre währenden Partnerschaft.Das Begleitprogramm beginnt am Donnerstag, 3. September, mit einem Vortrags- und Diskussionsabend über die therapeutische Interventionsgruppe des Neukirchener Kinder- und Jugenddorfs. Die beiden Diplom-Psychologen Kirsten Borgwardt und Robert Brandenburg stellen die Arbeit mit sexuell gewalttätigen Jungen vor. "Haft für Jugendliche – verzichtbar?" fragt am Mittwoch, 9. September, der Vorsitzende des Bundes für Richter und Staatsanwälte in NRW und Richter am Amtsgericht in Moers, Reiner Lindemann.

Über "Stop and Go NRW", ein Projekt mit straffälligen Jugendlichen zur Vermeidung von Untersuchungshaft in Herne und Iserlohn, berichtet am Montag, 14. September, der Projektkoordinator Peter Eichenauer. Alle drei Begleitveranstaltungen beginnen um 19 Uhr im Mehrzweckraum der Sparkasse, Poststraße 10. Der Eintritt ist frei. Info-Telefon: 02845 / 392-380.

25.8.2009

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