Interview mit Sparkassen-Chef Winfried Schoengraf
Vorstandsvorsitzender Winfried Schoengraf: "Für die Sparkasse kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass Geldanlagen und Sparvermögen bei uns sicherer sind als sonst irgendwo."
MOERS. Sparer und Anleger sorgen sich angesichts der weltweiten Finanzkrise darum, ob ihr Geld bei Banken und Sparkassen noch sicher ist. In diesem Interview sagt Sparkassen-Chef Winfried Schoengraf, ob solche Befürchtungen auch bei uns am Niederrhein realistisch sind. Die Sparkasse am Niederrhein musste eben erst rund acht Millionen Euro aus der eigenen Bilanz streichen, weil sie als Miteigentümerin der WestLB deren Verluste auf dem US-Immobilienmarkt mit ausgleichen muss.
Herr Schoengraf, der Deutsche Bank-Chef Ackermann setzte sich gestern für mehr staatliche Kontrolle der Finanzmärkte ein. Müssen solche Überlegungen auch Anleger aus der Region Niederrhein beunruhigen?
Es ist schon hochinteressant, wenn der Top-Manager einer privaten Geschäftsbank, der seit Jahren für die Privatisierung der Sparkassen und des gesamten Finanzmarktes eintritt, auf einmal nach staatlicher Kontrolle ruft. Mich würden seine wahren Motive interessieren. Fakt ist, dass große Banken und Fondsgesellschaften viel Geld in Risikomärkte investiert und dabei viel verloren haben. Für die Sparkasse kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass Geldanlagen und Sparvermögen bei uns sicherer sind als sonst irgendwo. Denn wir verfügen innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe deutschlandweit über einen eigenen Sicherungsfonds, der weltweit seinesgleichen sucht.
Teilen Sie denn Ackermanns Forderung nach mehr staatliche Kontrolle?
Nehmen wir als Beispiel die Verluste im Milliardenbereich, mit denen die WestLB uns zu Beginn des Jahres in Wallung gebracht hat. Die hohen Abschreibungen resultierten zunächst aus dem Wertverlust von Investitionen in den Risikomarkt der US-Immobilien. Das hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im Blick. Ob ein früheres Eingreifen Schlimmeres verhindert hätte, kann ich nicht sagen. Doch was wir jetzt erleben, das ist ein Vertrauensverlust der Anleger in das gesamte Finanzsystem. Daran würde auch mehr staatliche Kontrolle nichts ändern.
Muss sich der Privatmann Sorgen machen?
Was für die Großen gilt, sollten auch Kleinanleger beachten. Wer im Bereich von Aktien alles auf eine Karte setzt, hat ein hohes Risiko. Wer spekuliert, statt solide und mit Augenmaß anzulegen, der hat möglicherweise allen Grund, sich Sorgen zu machen. Wer jedoch sein Geld auf Spar- oder Terminkonten der Sparkasse sowie in solide Wertpapiere angelegt hat, kann ruhig schlafen.
Gibt es angesichts der offenbar dramatischen weltweiten Finanzkrise grundsätzliche Tipps für das private Aktienpaket?
Schlechter Schlaf dürfte im Moment damit zu tun haben, dass Anleger ihr Depot nicht gut genug organisiert haben. Wichtig ist, das Risiko breit zu streuen. Das gelingt beispielsweise in Fonds oder Dachfonds, die von Experten gemanagt werden. Für den reinen Aktienhandel braucht man viel Zeit, stets gute Informationen und vor allem starke Nerven. Was die Spekulation mit Risikopapieren bringt, erleben wir gerade hautnah im großen Stil.
18.3.2008