Anne Brüggestraß öffnete eine alte Kiste

Hans Hermann Balters, Geschäftsstellenleiter Knuth Angenendt, Anne Brüggestraß und Bernhard Uppenkamp werfen einen ersten Blick auf das Inhaltsverzeichnis des vor 44 Jahren bei der Sparkasse eingelagerten Kartons.

NEUKIRCHEN-VLUYN. Kostenlos und für zwei Jahre sollte der verschnürte und mit einem Wachssiegel versehene Karton der Beerdigungsgemeinschaft Neukirchen-Vluyn bei der Sparkasse bleiben. 44 Jahre später stand er noch immer im Tresor an der Poststraße. Die Geschichtsforscherin Anne Brüggestraß erfuhr von Sparkassenvorstand Bernhard Uppenkamp davon. Und als sie etwas später im Archiv der evangelischen Kirche einen Vermerk aus dem Jahr 1895 fand, dass jahrhundertealte Urkunden aus dem Kirchenarchiv ausgelagert worden seien, konnten es die Heimatforscherin und ihr Kollege Hans Hermann Balters kaum erwarten, den Inhalt des Kartons zu sichten.

„Es wäre möglich, dass wir eine Urkunde aus dem Jahr 995, unterzeichnet von Kaiser Otto III. finden“, verriet Anne Brüggestraß den Zuschauern der Kartonöffnung. Seit vier Jahren arbeitet die ehemalige Lehrerin zusammen mit dem pensionierten Baumeister Balters das Archiv der evangelischen Kirche Neukirchen auf. Sie lesen, ordnen, transkribieren und katalogisieren alte Bücher und Urkunden, um sie der Nachwelt zu erhalten. Im Zuge dieser Arbeit waren Sie auf Hinweise gestoßen, dass wichtige Dokumente und Urkunden der Ortsgeschichte, wie etwa die kaiserliche Schenkung von Land, ehemals ausgelagert worden waren.

Der erste schnelle Blick auf das Inhaltsverzeichnis des Kartons und die darin enthaltenen Mitgliederlisten, Kontoauszüge und Protokolle zeigte den Experten, dass die ganz große Entdeckung noch aussteht. Anne Brüggestraß: „Es sind dies die Vereinsunterlagen der Beerdigungsgemeinschaft, die sich 1962 aufgelöst hat.“ Aus dem aufgefundenen Protokoll der letzten Mitgliederversammlung geht hervor, dass die bis dato geübte Praxis eines Zuschusses zu den Beerdigungskosten der Mitglieder nicht mehr finanzierbar sei. Der Verein wickelte sich ab und mottete die Unterlagen ein.

Enttäuscht war Anne Brüggestraß gleichwohl nicht von dem weitgehend unspektakulären Fund. „In meinem ersten Buch der Reihe ‚Damals’ habe ich schon einiges zur Totensärge-Ladegesellschaft geschrieben, die bei der Beerdigung von Bedürftigen half. Mit diesen Dokumenten haben wir nun eine gute Informationsquelle zur Geschichte der Beerdigungsgemeinschaft von 1923.“ Bei nächster Gelegenheit wollen die beiden Heimatforscher die Dokumente nun für das Kirchenarchiv katalogisieren.

3.7.2008

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