Podiumsdiskussion der 21. Universitätswochen

Diskutierten in der Kundenhalle der Sparkasse am Niederrhein über Mobilität in unserer Gesellschaft (v.l.n.r.): Professor Michael Schreckenberg, Professorin Maria Limbourg, Moderator Bernd Müller, Dr. Wulf-Peter Schmidt und Professor ferdinand Dudenhöffer.

NIEDERRHEIN. Das Telefonieren im Auto dürfte trotz Freisprechanlage bald verboten sein, wenn sich die jüngsten Untersuchungen von Professor Michael Schreckenberg bestätigen. „Es macht keinen Unterschied, ob jemand 0,8 Promille im Blut hat oder freihändig telefoniert, in beiden Fällen ist der Fahrer gleichermaßen in Wahrnehmung und Reaktionszeit eingeschränkt“, sagte der bekannte Stauforscher jetzt vor rund 250 Gästen der 21. Universitätswochen in der Sparkasse am Niederrhein.

Ein Auto muss Spaß machen

Mit Professor Ferdinand Dudenhöffer gehörte dem Podium ein zweiter prominenter Wissenschaftler an. Moderator Bernd Müller sprach mit seinen Gästen über Alternativen zum Verbrennungsmotor, über mehr Sicherheit auf der Straße und über andauernde Verkehrserziehung von Jugendlichen und alten Menschen. Das diesmal gewählte Thema der Universitätswochen, „Mobilität in unserer Gesellschaft – die automobile Zukunft mit technischer Innovation und Umweltschutz“ regte viele Besucher zum Mitdiskutieren an. Eines der Ergebnisse nach zwei Stunden Podiumsgespräch: „Bei aller technischer Innovation und rationaler Anwendung, ein Auto muss Spaß machen“, so Professor Dudenhöffer, der eben an die Universität Duisburg-Essen berufen wurde.

Mobilität im höheren Alter

Maria Limbourg ist Professorin für Psychologie und Pädagogik und beschäftigt sich mit Verkehrserziehung. Sie ist dafür, die Weiterbildung von Verkehrsteilnehmern vom Kind bis zum alten Menschen als dauerhafte Aufgabe zu verstehen. In ihrer Studie mit dem Titel „Mobilität im höheren Alter“ stellte sie fest, „dass die Alten keine Problemgruppe sind, sie haben wenig Unfälle“. Das schwierigste Alter von Autofahrern sei zwischen 18 und 25 Jahren.

Ausweitung von Hybridfahrzeugen

Kritisch diskutierten die Gäste Alternativen zum klassischen Verbrennungsmotor. „Wasserstoff ist tot“, so der Volkswirt und Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer. Und das liege vor allem daran, dass der Aufbau eines Tankstellennetzes viele Milliarden Euro kosten würde. Er erwartet in absehbarer Zeit das Ein-Liter-Auto und eine Ausweitung von Hybridfahrzeugen, also einer Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor. Dr. Wulf-Peter Schmidt aus der Entwicklungsabteilung der Ford-Werke bestätigte diese Einschätzung. Er berichtete, dass sein Konzern momentan an allen Antriebsarten weiterforsche, um möglichst breit für die Zukunft aufgestellt zu sein.

Umdenken und Verhalten ändern

Michael Schreckenberg, der regelmäßig im Fernsehen und Radio über die Ursachen und Auswirkungen von Staus berichtet, stellte den Autofahrern zuletzt ein sehr schlechtes Zeugnis aus: „Wir erleben auf den Straßen ein egozentrisches Verhalten bis zum Geht-nicht-Mehr.“ Würden die Menschen umdenken und ihr Verhalten ändern, gäbe es weniger Unfälle, weniger CO2-Ausstoss und weniger Staus. Doch das, so Schreckenberg, werde wohl noch einige zehntausend Jahre dauern.

17.10.2008