Interview mit Sparkassenvorstand Winfried Schoengraf
Winfried Schoengraf, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse am Niederrhein: "Sparen lohnt sich! Ganz gleich, ob kurz- oder langfristig."
NIEDERRHEIN. Seit 1924 gibt es den Weltspartag. Insbesondere die Kinder knacken dann ihre Spardosen und lassen sich ihre Barschaft ins Sparbuch eintragen. Im Interview mit Redakteur Ulrich Joppich (Rheinische Post) sagt Winfried Schoengraf, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse am Niederrhein, warum das Sparen auch für Erwachsene interessant ist. Herr Schoengraf, lohnt sich das Sparen überhaupt noch?
Unbedingt! Man muss sich nur klar machen, wofür man spart. Wir unterscheiden zwei Arten von Sparen. Ich kann kurzfristig, sagen wir über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren einen Betrag ansparen, um mir etwas zu kaufen, ohne mich dafür verschulden zu müssen. Die zweite Variante bezieht sich auf die langfristige Vorsorge für das Alter, die immer wichtiger wird.
Hat sich das Sparverhalten Ihrer Kunden im Laufe der vergangenen zehn Jahre verändert?
Ja, natürlich. Im Vergleich zu früher gibt es heute viel mehr Möglichkeiten, sein Geld anzulegen und dafür gute Zinsen zu bekommen. Zugleich stellen wir fest, dass der größte Teil unserer Kundschaft sehr viel Wert auf Sicherheit bei der Anlage von Vermögen legt.
Ist das klassische Sparbuch im Vergleich völlig out?
Nein, gar nicht. Zwar sank die absolute Zahl der bei uns geführten Sparkonten in den vergangenen zehn Jahren von 283.000 auf heute 220.000. Doch stieg das darauf angelegte Guthaben zugleich um rund sieben Prozent auf derzeit 961 Millionen Euro. Außerdem erhöhte sich die durchschnittliche Sparsumme pro Kunde um rund 40 Prozent auf jetzt 4358 Euro.
Was macht das Sparbuch trotz der relativ niedrigen Verzinsung so interessant?
Der Faktor Zeit spielt eine entscheidende Rolle. Denn je länger ein Sparvertrag läuft, desto höher ist die Verzinsung und der Bonus auf das eingezahlte Geld. Nehmen wir als Beispiel das sogenannte Führerscheinsparen. Ein Führerschein für das Auto kostet heute rund 1500 Euro. Das ist viel Geld, wenn man es auf einmal bezahlen soll. Spart man aber beispielsweise acht Jahre lang jeden Monat 15 Euro gezielt auf den Führerschein, dann kommt man mit Zins und Zinsenszins auf ein Endguthaben von 1577,82 Euro. Und das ist nicht alles: Ab dem achten Jahr erhalten die Sparer eine verzinsliche Prämie von 15 Prozent. Ich meine, das ist sogar sehr interessant.
Kommen am Weltspartag noch viele Kinder mit ihren Spardosen?
Ich erinnere mich selber gerne an mein Schulsparen vor mehr als 50 Jahren. Die Freude der Kinder beim Ausleeren ihrer Spardosen hat sich wohl im Laufe der vergangenen Jahrzehnte kaum verändert. Wir beobachten das mit viel Vergnügen bei den mehr als 3000 Kindern, die unserem Knax-Club angehören. Wir laden die 6- bis 12-Jährigen in jedem Jahr ein, mit ihrem Sparschein in eine unserer 40 Geschäftsstellen zu kommen. Allein in die Geschäftsstelle Repelen brachten im vergangenen Jahr rund 300 Kinder 18.000 Euro in kleinen Münzen. Und alle waren stolz auf die neue Zahl in ihrem Sparbuch. Außerdem bekommen alle Kinder obendrein ein schönes Geschenk.
Sie nannten oben die wachsende Bedeutung des Sparens für die private Altersvorsorge. Tun Ihre Kunden das auch?
Wir merken ganz deutlich, dass den Menschen immer bewusster wird, dass sie selber etwas für später zurücklegen müssen. Allein in den vergangenen drei Jahren stiegen die Beiträge in die mit uns abgeschlossenen Lebensversicherungen zur Kapitalbildung um rund 300 Prozent. Dazu kommt beispielsweise die steigende Nachfrage nach der Riester-Rente, die ja nichts anderes ist als ein staatlich geförderter Sparvertrag für das Alter. Sparen lohnt sich! Ganz gleich, ob kurz- oder langfristig.
30.10.2007