Interview mit Sparkassenvorstand Franz-Josef Stiel

Im Interview sagt Franz-Josef Stiel, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse am Niederrhein und verantwortlicher Dezernent für das Kreditgeschäft, wie er über die Vorwürfe der Stiftung Warentest gegen die Bankenbranche denkt.

NIEDERRHEIN. Angebote für Kleinkredite gibt es heute an jeder Ecke. Doch die jüngste Untersuchung der Stiftung Warentest hat gezeigt, dass Kunden oft schlecht beraten werden und daher am Ende mehr zahlen als nötig. Die beiden Hauptkritikpunkte der Warentester: Zumeist unnötige Versicherungen machen den Anschaffungskredit erheblich teurer. Zudem fragten die Berater heimlich Kundendaten bei der Schufa ab und verstießen damit gegen das Datenschutzgesetz. Im Interview sagt Franz-Josef Stiel, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse am Niederrhein und verantwortlicher Dezernent für das Kreditgeschäft, wie er über die Vorwürfe gegen die Bankenbranche denkt.

Herr Stiel, unter den 13 getesteten Kreditinstituten war nur eine Sparkasse und die hat von der Stiftung Warentest die Note „Gut“ bekommen. Freut es Sie, dass die meisten privaten Geschäftsbanken so schlecht abschneiden?

Nein, das kann uns nicht freuen. Denn es wird immer zugleich die gesamte Branche in Misskredit gebracht. Aus Sicht des Kunden ist die Untersuchung jedoch sehr zu begrüßen. Sie zeigt, dass vordergründig verlockende Angebote ihre Tücken haben und dass sich gute Beratung auszahlt.

Die Testkunden, die im Auftrag der Stiftung Warentest in über 90 Bankfilialen waren, wollten einen Anschaffungskredit von 5000 Euro haben. In einem Fall hätten sie dafür am Ende der Laufzeit 8100 Euro zurückgezahlt. Was würde der Kredit aktuell bei Ihnen kosten?

Nehmen wir an, der Kunde sei Jahrgang 1980 und von einwandfreier Bonität, dann müsste er bei einer Kreditsumme von 5000 Euro aktuell mit einer monatlichen Rate von 154 Euro bei einer Laufzeit von 36 Monaten rechnen. Unterm Stich zahlt er ohne Restkreditversicherung rund 520 Euro Zinsen für unseren Privatkredit. Mit Versicherung beliefen sich die Gesamtkosten auf 560 Euro.

Die Kreditversicherung war einer der Hauptkritikpunkte der Tester. Verlangen Sie von jedem Kunden, dass er eine solche Versicherung abschließt?

Nein, in den meisten Fällen reichen uns die ganz normalen Sicherheiten. Wir haben im Jahr 2006 insgesamt 2124 sogenannte Konsumentenkredite mit einer durchschnittlichen Darlehenssumme von 7500 Euro vergeben. Nur 358 davon laufen mit einer Restkreditversicherung.

Fragen Ihre Berater automatisch bei jeder Kreditanfrage die Schufa des Kunden ab?

Wir erkundigen uns generell erst bei der Schufa, wenn der Kunde eine entsprechende Einverständniserklärung unterzeichnet hat. Wir tun das bei jedem konkreten Kreditantrag schon deshalb, um den Kunden vor einer möglichen Überschuldung zu bewahren. Wenn wir der Meinung sind, der Kunde sei auf direktem Weg in die Schuldenfalle, werden wir ihm auf jeden Fall von einer neuen Kreditaufnahme abraten.

23.1.2007