Sparkasse lud Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ein

Dr. Helmut Reichel, Wirtschaftsprüfer bei PricewaterhouseCoopers: "Zinsderivate sind auch für mittelständische Unternehmen und Kommunen interessante Instrumente, um bestehende Zinsbelastungen jederzeit an die jeweilige Marktentwicklung anzupassen. Vorne rechts: Christoph Wolff von der WestLB

NIEDERRHEIN. Wer hätte im Zusammenhang mit einem Kredit und seiner Abzahlung je an einen Maßanzug gedacht? Dr. Helmut Reichel, Wirtschaftsprüfer bei PricewaterhouseCoopers, nennt den Gedanken „Tagesgeschäft“. Seit vielen Jahren berät der in der Finanzbranche bekannte Experte namhafte Unternehmen, wenn es etwa darum geht, Zinsrisiken langfristiger Investitionen aktiv zu managen. Dass sogenannte Zinsderivate sich dabei inzwischen auch für mittelständische Unternehmen und Kommunen zu interessanten Instrumenten entwickelt haben, berichtete Reichel jetzt vor rund 60 Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern.

Swaps werden auf dem internationalen Markt gehandelt

Die Sparkasse am Niederrhein hatte zu dem Fachvortrag eingeladen, „weil die aktive Steuerung einer einmal abgeschlossenen Finanzierung meist nicht erfolgt“, so Vorstand Franz-Josef Stiel. „Sie können jeden Bilanzposten in einen Swap umwandeln“, sagt Reichel. Swap kommt aus dem Englischen und heißt Tausch. Der Begriff steht auf dem internationalen Finanzmarkt für Zinsderivate, die wie Wertpapiere zu tagesaktuellen Preisen gehandelt werden. So ließe sich beispielsweise durch den Zukauf eines maßgeschneiderten Swaps aus einer langfristigen, festverzinslichen Verbindlichkeit unterm Strich eine variable machen. Der ursprünglich abgeschlossene Kreditvertrag bleibt dabei meist unberührt.

„Es kommt auf einen guten Mix im Schuldenportfolio der Unternehmen an“, so Reichel. Zinsderivate seien beim Managen von Zinsrisiken zwar nicht gefährlicher als andere Instrumente. Trotzdem dürfe man sie nicht als Sicherungsgeschäft verstehen. Reichel: „Um den Preis eines höheren Anteils an variabler Finanzierung bieten sie aber eine wirklich gute Chance, eine bestehende Zinsbelastung jederzeit an die Marktentwicklung anzupassen.“

Auf die Zinsmeinung kommt es an

Christoph Wolff von der WestLB verglich die Steuerung eines Schuldenbestandes mit Kaufentscheidungen in einem Anlageportfolio. „Im Kern wird es immer darum gehen, das Risiko möglichst zu minimieren“, so der Direktor für den Geschäftsbereich Sparkassen und öffentliche Kunden. Voraussetzung sei in beiden Fällen eine Meinung der Kunden dazu, wie sich Wertpapiere oder Zinsen entwickeln werden. Sei diese Entscheidung gefallen, könne man zu tagesaktuellen Preisen ein Zinsderivat zuschneiden, das ebenso auf bereits erfolgte wie auf geplante Investitionen passe.

Für Zinsderivate ist bei der Sparkasse am Niederrhein Dirk Lemm vom Firmenkundencenter zuständig. Unter der Rufnummer 02841 / 206-2365 steht er für weitere Auskünfte gerne zur Verfügung.

24.8.2006