Knebel läutet 30. Comedy-Arts Festival ein

MOERS. Boh – wat’n Auftakt! Wenn Herbert Knebel in Moers „anschaffen tut“, bleibt kein Auge trocken. In seinem liebenswerten Ruhrpott-Slang philosophierte der Frührentner aus Altenessen zur Eröffnung des 30. Comedy Arts Festivals unter dem Motto „Ich glaub, mich holnse ab!“ über alles, was ihm vor die dicke Hornbrille kam.

Vorab hatte sich Werner Schrick, Vater und Initiator des Festivals, kurz blicken lassen, allerdings nur für die lapidare Mitteilung: „Ich mach den Scheiß hier zum letzten Mal.“ Sprach’s – und überließ die Bühne jenem Künstler, über den man doch tatsächlich noch streitet, ob er fürs Ruhrgebiet repräsentativ sei. „Herrlich, dat tut gut“, freute Knebel sich über den tosenden Begrüßungsapplaus und legte gleich los. „Ich sach Sie, ich hab‘ ne Woche hinter mir.“ Total zernervt sei er, von den Besuch von seiner Schwägerin Ilonna, dieser „Ansammlung von Schiss“, die schreit „wie ein Spieß“ und die man so herrlich piesacken kann. Immer nach dem Motto: „Spaß muss sein!“

Erfrischend sarkastisch

Mit seinem rustikalen Charme geht Herbert Knebel im gewohnten Opa-Look Alltagsthemen auf den Grund und schwadroniert erfrischend sarkastisch, wie sich dat im Leben seines Dafürempfindens nach alles so verhält. Aufgrund seiner einschneidigen Erfahrungen hat der Philosoph des kleinen Mannes zu allem wat zu sagen. Was man auch wissen will, bei Herbert ist man genau am Richtigen geraten. Er weiß nicht nur, wie man am geschicktesten eine Anzeige für „Kontakt mit ein anderes Geschlecht“ aufsetzt und dabei zwei Fliegen unter einen Hut schlägt, sondern kennt sich auch mit der magischen Kohlsuppendiät aus und damit, wieviel Energie man verbraucht, um den Kohl kaputt zu kriegen und anschließend abzugasen.

Als Trendsetter hat er den Überblick über die aktuelle Mode - bauchfreies Shört, wo rundum so eine Fettrolle rausquillt, in der Mitte ein dickes Pirrzing und hinten ne Tättowation – und die raffiniertesten Gesellschaftsspiele: „Mal was anderes, als immer nur Fernseh gucken oder vor der Glotze sitzen.“ Im Prinzip ist ja alles ganz einfach, und am besten ist immer noch „Mensch ärger mich nicht.“ Der Harndrang bei de Weiber und das Geheimnis wahren Männerurlaubs, das Trauerspiel des Gesundheitssystems und die Freuden eines klacksischen Abbonnemengs, die Tücken eines Sprachroboters und die Vorzüge eines Sparkassenkontos – alles wird zum Thema in dieser „kristallklaren Nacht vor bizarrem Publikum in noch bizarrerer Beleuchtung“.

Ein heulendes Duett

Und dann ist da natürlich auch noch Guste. Was wäre Herbert ohne seine gewichtige bessere Hälfte, die trotz des vor Jahrenden geschlossenen „Nichtangriffspakts“ nächtens plötzlich auf Wiedervereinigung drängt. Aber selbst das kann einen Knebel nicht erschüttern, denn gelernt ist gelernt – und überhaupt: „Meine Frau und ich, dat is ne Truppe.“ Die musikalische Begleitung zur Alltagsphilosophie hatte Ozzy Ostermann, die Pflaume aus Duisburg-Neudorf, „an und mit sein Eierschneider“. Mit die allerwärmsten Töne anmoderiert, spielte Ozzy „gar nicht mal so schlecht“ und heulte mit Herbert im Duett den Seitensprung-Song: „Hiermit gebe ich ihn zu, doch danach gab’s nur noch du.....“ Na ja, Romantik ist vielleicht wirklich nicht Herbert Knebel seine Baustelle. Aber alles andere, was das Leben „so an Fazetten feil bietet“. Das Publikum in der ausverkauften Arena schmunzelte, lachte, tobte vor Begeisterung. „Ein Super-Publikum! Ohne Scheiß!“ Nur gut, dass das nicht repräsentativ ist. Glaubse....Die Fotos vom Auftakt des 30. Comedy-Arts Festivals am Donnerstag. Zum Vergrößern der Fotos einfach draufklicken.