Auftakt der 18. Universitätswochen in Moers

Zum Auftakt der 18. Universitätswochen berichtete Professor Georg Duda von der Berliner Charité über die jüngsten Entwicklungen und Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der „inneren Prothesen und Implantate“.Direktor Karl-Heinz Tenter (2.v.r.) und Professor Lothar Zechlin verliehen die Innovationspreise „Mechatronik“. Die von der Sparkasse am Niederrhein ausgelobten Preise erhielten in diesem Jahr die Ingenieure Dr. Mohammed Bourhaleb (2.v.l.) und Mattias Merkens.

MOERS. Ein Hüftgelenk muß bis zu fünf Millionen Be- und Entlastungen pro Jahr aushalten. Zudem entdeckten Professor Georg Duda und sein Team der Berliner Charité, „daß die Muskeln bei der Beanspruchung von Gelenken und Knochen eine viel größere Rolle spielen als bislang angenommen.“ Zum Auftakt der 18. Universitätswochen berichtete der Professor für Biomechanik und Biologie der Knochenheilung über die jüngsten Entwicklungen und Ergebnisse der Forschung auf dem Gebiet der „inneren Prothesen und Implantate“.

100.000 Hüft- und Knie-Implantate pro Jahr

Vor rund 250 Zuhörern in der Kundenhalle der Sparkasse am Niederrhein unterstrichen der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Tenter und der Rektor der Universität Duisburg-Essen, Professor Lothar Zechlin, zuvor die regionale Bedeutung der Universitätswochen. Diesmal stehen sie unter der Überschrift “Biomechanik und Bioethik – mit Chips und Bytes zur besseren medizinischen Versorgung“. Die Universität Duisburg-Essen, so Professor Zechlin, pflege trotz ihrer Neuaufstellung sehr bewußt lokale Kontakte und traditionsreiche Veranstaltungsreihen wie die der Universitätswochen.

Beschwerden und Schmerzen im beweglichen Bereich von Knochen und Muskeln („muskuloskeletal“) sind eine der drei Hauptursachen für Frühverrentungen in Deutschland. Nahezu 50.000 Neuverrentungen in 2001 mit einem Durchschnittsalter von 53 Jahren verdeutlichen die volkswirtschaftliche Bedeutung dieses Krankheitsbildes. Dazu kommen 100.000 Hüft- und Knie-Implantate pro Jahr allein in Deutschland. Vor diesem Hintergrund berichtete und interpretierte Professor Duda die Ergebnisse seiner Forschung. Über mehrere Jahre untersuchten er und sein Team in Kooperation mit anderen Fachbereichen der medizinischen Fakultät die biomechanischen Rahmenbedingungen des intakten und beschädigten Bewegungsapparates, insbesondere der Hüfte und des Kniegelenks.

Individuelle Prothesen

Feine Messungen an Patienten, die vor Hüft- oder Kniegelenkoperationen standen oder diese bereits hinter sich hatten, zeigten, daß die Muskeln eine bis zu siebenfach höhere Belastung auf die Gelenke ausüben, als es das eigene Körpergewicht der Patienten vermag. Insbesondere das Stolpern, das im Alter eher zunimmt, übt eine immens hohe Belastung aus und bedingt dadurch einen höheren Verschleiß.

Ziel der Forschung Professor Dudas ist es, „den Verschleiß von Endoprothesen zu verringern und ihre Funktionalität zu erhöhen.“ In der Orthopädie werde der Focus bislang noch zu stark allein auf die Knochen gelegt. Zukünftig sollten nun jedoch im Hinblick auf Auswahl der Prothesen sowie auf deren Implantierung auch die das Gelenk umgebenden Muskeln berücksichtigt werden. Professor Duda: „Wir wollen den Chirurgen eine Biomechanik an die Hand geben, die ihnen schon bei der Planung des Eingriffs hilft.“ Die neue Methode soll dabei helfen, die Patienten mit individuell an ihre Gehgewohnheiten und Werte angepaßten Prothesen zu versorgen. Die Ärzte der Charité haben sie bereits in fünf Hüftoperationen angewandt.

Am ersten Abend der 18. Universitätswochen verliehen Direktor Karl-Heinz Tenter und Professor Lothar Zechlin zudem die Innovationspreise „Mechatronik“. Die von der Sparkasse am Niederrhein ausgelobten Preise erhielten in diesem Jahr die Ingenieure Dr. Mohammed Bourhaleb und Mattias Merkens. Die Preisträger erhielten die mit jeweils 2000 Euro dotierten Preise für ihre ausgezeichneten wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich Mechatronik.

Am Donnerstag, 13. Oktober, sprach Professor Dr. Andrés Kecskeméthy von der Universität Duisburg-Essen zu „Mechanik in der Medizin“ (Lesen Sie dazu auch den aktuellen Bericht hier im Sparkassen-Kurier). Eine Podiumsdiskussion am Donnerstag, 20. Oktober, beschließt die 18. Universitätswochen. Gäste sind dann unter anderem Dr. Margot von Renesse, die ehemalige Vorsitzende der Enquetekommission „Recht und Ethik in der modernen Medizin“ und der Journalist Dr. Eckart Klaus Roloff aus der Wissenschafts-Redaktion des Rheinischen Merkur aus Bonn. Es moderiert Bernd Müller vom WDR.

14.10.2005

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