Der Samstag beim 29. Comedy-Arts Festival

MOERS. International, intergalaktisch und meteorologisch optimiert, so war der Samstag beim 29. Comedy-Arts Festival. In der ausverkauften Sparkassen-Arena erlebten rund 1800 Zuschauer ein Programm, das abwechselnd von Rasanz und epischer Breite, von Schwerelosigkeit und schwerer Kost geprägt war. Durch den von Werner Schrick zusammengestellten zweiten Gang des Festival-Menüs führte der bestens gelaunte und überzeugend-komische „kleine Italiener“ Roberto Capitoni.

Verve und barocke Eleganz

Die am stärksten bejubelten Stars des Abends waren ohne Zweifel „Men in Coats“ aus England und „Yllana“ aus Spanien. Während die beiden Briten eine wortlose Bühnenshow lieferten, deren Schnelligkeit, Artistik und visuelle Kraft das Publikum zuletzt von den Sitzen riß, boten die vier Spanier ihre ebenfalls textfreie Film-Parodie „Star Trip“ episch breit an. Im direkten Kontrast erinnerte die Verve der Insulaner und die barocke Eleganz der Künstler aus Madrid an das Zusammentreffen eines Sir Francis Drake mit der Armada-Admiralität. Mit einem Unterschied: Diesmal ging keiner von beiden unter, sondern heimste Ruhm und Ehre für zwei gleichermaßen beeindruckende Leistungen ein.

Yllana hatte zuvor und am Rande des Festivals den Moerser Comedy-Preis „Henriettchen“ von der Veranstalterin „Volksschule am Südring“ und der Sparkassen-Kulturstiftung erhalten. „Yllana gehört zu den kreativsten Gruppen in Europa und hat das Genre ‚visuelle Comedy’ weiterentwickelt“, so Karl-Heinz Tenter, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse am Niederrhein. Gemeinsam mit Werner Schrick, dem künstlerischen Leiter des Festivals, und Wenke Seidel, Geschäftsführerin der Volksschule am Südring, überreichte er die Auszeichnung vor der echten Henriette, unmittelbar vor dem Schloß.

Optimisten, Skeptiker und Miesepeter

Der Postbeamte Hans-Hermann Thielke erteilte seinem amüsierten Publikum unvermittelt den Spaßaufbau-Lehrgang „Humor im mittleren-nichttechnischen Postdienst“. In der Regel, so Thielke, treffe man am Schalter auf drei Typen von Mensch: den Optimisten, den Skeptiker und den Miesepeter, wobei letzterer von Haus aus davon ausginge, seine Wünsche im angebrochenen Kalendertag nicht mehr erfüllt zu sehen. Gleichwohl, so der knochentrockene Postmann, müsse man freundlich auf alle Kunden zugehen. „Das ist eben das Neue in unserer Arbeit.“

Durchaus freundlich präsentierte sich der Belgier Yvo Mentens dem Publikum. Gleichwohl war er zuletzt die tragische Gestalt des Comedy-Samstags. Seine Parodie auf das Leben erschloß sich den Zuschauern ebensowenig wie das Mixen von Eiern, Mehl und Wasser in seinem Mund, aus dem er zuletzt einen löchrigen Pfannekuchen zog. Verglichen mit dem letzten Beitrag, zu dem sich der Vorhang um kurz nach Mitternacht öffnete, war Mentens Einsatz körperlicher Säfte und Kräfte jedoch harmlos.

Moderne Fakire

Unter der Regie von Pierrot Bidon aus Marseille steckten sich die beiden Künstler „Les Kamikazes“ als moderne Fakire Nadeln, Ösen und Kettenglieder in ihre beinahe vollständig tätowierten Körper. Sie aßen Scherben von Glühbirnen und Leuchtstoffröhren und badeten in einem Haufen von Glasscherben. Soviel „Dolce Vita“, dies ist der Name des Hardcore-Programmes, war vielen Zuschauern zu später Stunde zuviel. Sie verließen die Sparkassen-Arena vor dem offiziellen Ende, jedoch in der Gewißheit, einen bereichernden Comedy-Abend von hohem Rang und mit vielen Facetten erlebt zu haben.

21.8.2005Die Fotos vom Samstag beim Comedy-Arts Festival vermitteln einen Eindruck des wechselvollen Programms. Zum Vergrößern der Fotos einfach draufklicken.

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