Start für interdisziplinäres Forschungs-Institut ITBB

Ministerin Hannelore Kraft (Mitte) gab den Startschuß für das neue Forschungsinstitut ITBB in Vluyn. Von links: Die Professoren Andrés Kecskeméthy und Dieter Bingmann, Landtagsabgeordnete Elke Talhorst, Unternehmensberater Günter Ache, die Ministerin, Prof. Franz Löer, Prorektor Eckart Hasselbrink und Sparkassendirektor Karl-Heinz Tenter.

NIEDERRHEIN. Von einem beispielhaften Konzept für Public-Private-Partnership und einer glücklichen Verbindung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sprach jetzt NRW-Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft bei einem Besuch in Vluyn. Im Gebäude der ehemaligen GSOAG, die in einem Insolvenzverfahren steht, gab sie den Startschuß für einen neuen Nutzer der Räumlichkeiten: Das Institut für Technologien der Biomechanik und Biomaterialien (ITBB). Die Ministerin konnte berichten, das das Land die Anschubfinanzierung in Höhe von 150 000 Euro sichergestellt habe und daß eine weitere Rate „in Planung“ sei.

Das ITBB bündelt die Forschungspotenziale aus den Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und der Medizin an der Universität Duisburg-Essen, um innovative und effiziente Beiträge zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung zu leisten. Es geht dabei vor allem um neue und optimierte Produkte und Verfahren zur Verbesserung der Behandlung von Verletzungen des Bewegungsapparates und der innerorganischen Krankheitsbilder insbesondere im Herz-Kreislauf-Bereich.

"Wie wichtig die Sparkassen sind"

Das neue An-Institut der Universität entstand mit großer Unterstützung angesehener Wirtschaftsunternehmen und der Sparkasse am Niederrhein. „Da sieht man mal wieder, wie wichtig die Sparkassen sind,“ sagte die Ministerin. Sie stellte auch das unermüdliche Engagement der Landtagsabgeordneten Elke Talhorst für das Projekt heraus. Professor Andrés Kecskeméthy, maßgeblicher Initiator des ITBB, würdigte die Rolle des Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse am Niederrhein, Karl-Heinz Tenter, als Moderator bei vielen vorbereitenden Gesprächen und "Mann der ersten Stunde". Zudem habe der Förderverein für Mechatronic (für den stellvertretender Vorsitzender Dr. Klaus-Gotthard Fischer erschienen war) eine wichtige Rolle gespielt.

Der Neukirchen-Vluyner Unternehmensberater Günter Ache berichtete von der Rekrutierung privaten Kapitals in einer Größenordnung von 300 000 Euro sowie der Akquisition erster Aufträge. Die Sparkasse hat für das erste Jahr die mietfreie Nutzung der benötigten Räume für die ITBB-Geschäftsführung und das Sekretariat zugesagt. Das beteiligte Professorenteam nutzt darüber hinaus Einrichtungen der Universität sowohl in Duisburg als auch in Essen.

Verankerung der Universität

Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft: “Das ITBB stärkt die Verankerung der Universität Duisburg-Essen in der Region. Es festigt und profiliert Nordrhein-Westfalen als Medizintechnik-Standort mit weltweiter Ausstrahlung.” Großen Nutzen sieht die Wissenschaftlergruppe in mehreren bislang sehr kostenintensiven Bereichen. Bei chronischen Gelenkerkrankungen etwa werden in Deutschland jedes Jahr etwa 200.000 Gelenkprothesen eingesetzt, und zur Aufdehnung verengter Herzkranzgefäße werden 150.000 Gefäßstützen, sogenannte Stents, benötigt. Prof. Kecskeméthy: „Wenn es gelingt, die Komplikationen bei diesen Einsätzen zu reduzieren, könnten im Gesundheitssystem Kosten in Milliardenhöhe eingespart werden.“ Weiterer dringender Bedarf nach optimierter Technologie besteht auch in angrenzenden Bereichen, etwa der Automobil- oder Sportindustrie.

Das Institut für Technologien der Biomechanik und Biomaterialien wird sich vor allem auf die Prothesen- und Implantattechnik, auf Computermethoden zur Simulation des Bewegungsapparates und der Weichorgane sowie auf computergestützte Therapieplanung konzentrieren.

Gesamtkosten 1,48 Mio. Euro

Auch Uni-Prorektor Prof. Eckart Hasselbrink lobte das Modell einer gelungenen öffentlich-privaten Partnerschaft, deren Gesamtkostenvolumen in Höhe von 1,48 Mio. Euro gemeinsam durch das Land, die Wirtschaft und die Hochschule getragen wird. Von dieser Gesamtsumme steht ab sofort knapp ein Drittel zum Abruf bereit. Der Restbetrag fließt im Laufe der dreijährigen Aufbauphase. Zu finanzieren sind Apparate und Laborinfrastruktur sowie Personalkosten. Insgesamt werden für das ITBB öffentliche Mittel zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur bis Ende kommenden Jahres in Höhe von 1,17 Mio. Euro erwartet.

27.4.05