1350 Besucher hörten an zwei Abenden die Wiener Sängerknaben
XANTEN. Schon ihr Name hat einen guten Klang. In zwei Konzerten im Xantener Dom ließen die Wiener Sängerknaben nun keinen Zweifel darüber aufkommen, warum das so ist. Im Zuge ihrer einmonatigen Konzertreise durch Deutschland und die Niederlande sangen sie in Xanten an zwei Abenden geistliche und weltliche Lieder. Rund 1350 Besucher hörten den 24köpfigen Knabenchor unter der Leitung von Kapellmeister Kerem Sezen. An beiden Abenden erhielten die Jungen im Alter zwischen zehn und 14 Jahren stehende Ovationen.
Beeindruckend schon der Einzug: In Matrosenanzügen kommen sie von hinten durch das Seitenschiff und singen einen Gregorianischen Choral aus dem 13. Jahrhundert: „Ave verum corpus.“ Rasch finden sie unter der ordnenden Hand des Kapellmeisters ihre Positionen. Rein optisch wirken sie dabei unter dem großen Kreuz des Altars und dem von der Decke hängenden Adventkranz etwas verloren. Doch dieser Eindruck ändert sich gewaltig, als sie in sicherer Intonation ihre Stimmen erheben, die sich mal glockenhell, mal anschwellend voluminös den weitläufigen Xantener Dom erobern.
1498 gegründet
Die Wiener Sängerknaben wurden 1498 von Kaiser Maximilian I. unter dem Namen „Hofsängerknaben“ gegründet. Musiker wie Christoph Willibald Gluck, Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Anton Bruckner und viele andere bedeutende Persönlichkeiten der Musikgeschichte musizierten mit den Sängerknaben oder gehörten selbst den Chören an. Heute teilen sich die insgesamt rund 100 Wiener Sängerknaben im Alter zwischen zehn und vierzehn Jahren organisatorisch auf vier Konzertchöre auf. In Xanten gastierte der Haydn-Chor, der bereits in allen Teilen der Welt Konzerte gegeben hat.
Bei Liedern wie Claudio Monteverdis „Hodie Christus natus est“, Joseph Haydns „Danklied zu Gott“ oder Franz Schuberts „deutsche Messe“ gingen sie mit großer Konzentration und Ernsthaftigkeit zu Werke. Mit genauen Einsätzen und Tempi formten die Jungen mehrstimmige Klangkörper, die auf dem Weg zu den gespitzten Ohren des Publikums bis in die hinteren Reihen nichts an Gefälligkeit und Klarheit einbüßten.
Rasselbande mit Lachsalven
Noch unverbrauchte Sympathieen entlockten die Sängerknaben ihren Zuhörern immer dann, wenn sie sich für kurze Momente in eine Rasselbande verwandelten. Kleine Versprecher bei der Ansage des nächsten Stückes oder etwa das zweimalige zu hohe einsetzen des ansonsten verläßlichen Organisten und Pianisten Stephan Aichinger quittierten die Jungen mit unterdrückten Lachsalven, die sich wie ein Lauffeuer duch die kleine Schar der Sänger fortsetze.
Im zweiten Teil präsentieren die Sängerknaben vor allem adventliche und weihnachtliche Lieder wie „Maria durch ein Dornwald ging“, „Engel auf den Feldern singen“, „Il est né divin enfant“ oder White Christmas. Nach lang anhaltendem Applaus zum Schluß spendierten sie als Zugabe den „Donauwalzer“ von Johann Strauß.
Die Dom-Musikschule hatte die beiden Konzerte der Wiener Sängerknaben mit finanzieller „Rückendeckung“ der Sparkasse Moers organisiert.