Interview zur Ausbildung / Erwartungen und Ziele

MOERS. Mit derzeit 64 angehenden Bankkaufleuten gehört die Sparkasse Moers zu den größten Ausbildungsbetrieben im Kreis Wesel. Rund 300 junge Frauen und Männer hatten sich auf die 22 in diesem Jahr zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze beworben. Gerhard Kaas, der stellvertretende Leiter der Abteilung für Aus- und Fortbildung, spricht in diesem Interview über Auswahlkriterien, Erwartungen an Bewerber und Ausbildungsziele.

Herr Kaas, man hört, daß das Bildungsniveau von Schulabgängern, die sich um einen Ausbildungsplatz bewerben, zunehmend sinkt. Machen Sie die gleichen Erfahrungen?

Das ist so. Wir erleben es bei unseren Tests in Mathematik oder Deutsch durchaus, daß etwa Dreisatz, Prozentrechnung, logisches Denken oder Grammatik für manche eine nicht zu nehmende Hürde darstellen. Trotzdem gibt es viele gute Bewerber, die sehr gute Schulzeugnisse mitbringen.

Worauf legen Sie bei angehenden Bankkaufleuten Wert?

Allem voran legen wir sehr viel Wert auf soziale und kommunikative Kompetenz. Jemand, der ausschließlich das Zeug zum fachlichen Überflieger hat, der jedoch nicht auf seinen Gesprächspartner eingehen kann, der ist bei uns falsch. Unsere Kunden erwarten von uns, individuell beraten zu werden. Dafür muß ich aber erst einmal zuhören, was der Kunde möchte. Daher verwenden wir in der Ausbildung viel Zeit für die Weiterentwicklung der sozialen Kompetenz.

Wie haben Sie aus 300 Bewerbungen die 22 richtigen Kandidaten herausgefunden?

Zunächst entscheidet ganz schlicht die Durchschnittsnote des Realschulabschlusses oder des Abiturs. Nach Abzug der Noten für Sport und Religion muß sie bei 3,0 liegen. Diese Leistungen bestätigen uns die Bewerber in einem eineinhalbstündigen Test. Die endgültige Entscheidung fällt dann in einem sogenannten Assessment-Center, einem Auswahlverfahren mit mehreren Aufgaben. Die Bewerber führen in Gruppen Gespräche zu vorgegebenen Themen und ein Verkaufsgespräch. Eine Selbstpräsentation bildet den Abschluß.

Ist denn der Beruf des Bankers überhaupt noch attraktiv für junge Leute?

Der offizielle Berufsbildungsbericht des Bundes hat kürzlich eine Hitliste der beliebtesten Ausbildungsberufe veröffentlicht. Bankkauffrau und Bankkaufmann stehen darin ganz oben. Trotz neuer Ausbildungschancen im Bereich der Informations- und Telekommunikationstechnik erfreut sich unser Beruf hoher Beliebtheit. Ich denke, das hat im wesentlichen damit zu tun, daß Bankkaufleute in einem fachlich interessanten und dynamischen Markt arbeiten und gleichzeitig sehr intensiv mit Menschen zu tun haben. Nach der Ausbildung möchte jedenfalls kaum jemand fort. Insgesamt haben wir innerhalb unserer Belegschaft mit über 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine ganz geringe Fluktuation.