Krimifestival: Joe Bausch las in der Sparkasse

Joe Bausch, der bekannte Pathologe aus dem Köln-Tatort, las in der Kundenhalle der Sparkasse am Niederrhein aus seinem Buch „Knast“. Zudem berichtete er unterhaltsam und zugleich eindringlich aus dem Alltag im Gefängnis: „Ein Justizvollzugsbeamter schließt pro Schicht im Schnitt 825 Mal eine Tür auf oder zu.“

MOERS. „Das ist meine erste Lesung in diesem Jahr und überhaupt mein erster Auftritt in einer Sparkasse“, begrüßte Joe Bausch sein Publikum in der restlos ausverkauften Kundenhalle der Sparkasse am Ostring. Den Gefängnisarzt, Autor und Schauspieler verbinden drei Dinge mit der Grafenstadt: „Hier habe ich beim Schlosstheater auf der Bühne gestanden und so manches Jahr das Jazzfestival besucht“, erinnerte sich Bausch und fügte augenzwinkernd hinzu: „Meine Frau behauptet, hier sei unsere Tochter gezeugt worden. Ich kehre gewissermaßen zum Tatort zurück.“

Warum sein Buch „Knast“ inzwischen rund 150.000 mal verkauft hat, wurde während der zweistündigen Lesung schnell klar: Joe Bausch ist ein humorvoller Erzähler und zudem genauer Beobachter des Alltags in der Justizvollzugsanstalt Werl. In seinen Geschichten wird deutlich, wie sehr sich das Leben im Gefängnis von der Welt draußen unterscheidet. 900 Gefangene aus 47 Nationen, darunter 200 Mörder, viele in sieben Quadratmeter großen Einzelzellen. „Der Knast hat einen eigenen Geruch, eigene Regeln und Verhaltensweisen“, so Bausch.Zwischen teils heiteren Beschreibungen von Bankräubern, Betrügern und Liebesbriefe schreibende Mörder vermittelte der Autor seinen gebannt lauschenden Zuhörern auch immer wieder die dunkle Seite des Lebens hinter Gittern: Drogen, Sex, Gewalt. Was aber vor allem die Menschen belastet, sind die bleischwere Monotonie, permanentes Misstrauen untereinander und eine latente Alarmbereitschaft – auch auf Seiten der Justizvollzugsbeamten und des Ärzteteams. „Auch mit Fernseher in der Zelle ist das Leben dort dumpf und trostlos“, erteilte Joe Bausch dem Vorurteil, in deutschen Gefängnissen gehe es zu wie in einer Pension, eine schroffe Abfuhr.

Im Gespräch mit WDR-Moderatorin Monika Hanewinkel und den anschließenden Publikumsfragen erzählte Joe Bausch so manche Anekdote: Seine Kindheit auf dem Bauernhof im Westerwald, wo auch Zuchthäusler arbeiteten. Oder wie er als Jurastudent wegen eines Verkehrsdelikts statt einer Geldbuße lieber seine Strafe im Knast absitzen wollte, aber letztlich nicht musste, weil seine Mutter für ihn bezahlte. Für großes Gelächter sorgte die Geschichte, wie er sich nach seinem Medizinstudium erstmals als Gefängnisarzt beworben hatte und vom damaligen Chefarzt der JVA Werl mit folgender Begründung abgelehnt worden sei: „Art und Aussehen des Bewerbers ähneln zu sehr der einsitzenden Klientel.“

25.2.2013

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