Helge Schneider in der Arena des Comedy Arts Festivals (Link zur Fotoseite unten)
MOERS. Im knappen Jeans-Anzug mit rotem Einstecktuch stand er um Punkt zwei Minuten nach acht auf der Bühne. Länger hätten seine Fans wohl auch nicht mehr ruhig abgewartet. In den vorderen Reihen der beinahe vollbesetzten Sparkassen-Arena begann es bereits zu rumoren. Vergleichsweise unspektakulär trat Helge Schneider plötzlich aus dem Off hervor und begann mit seinem ersten Lied: „Fitze, Fitze, Fatze“, in dem er die Welt ein Jammertal nennt und dazu Xylophon spielt. „Verzeih mir, Baby“ heißt Helges neues Programm, für das er am Vorabend des Comedy Arts Festivals alte und neue Lieder, erstklassigen Jazz und Blues und dazu haarsträubende bis abstruse Geschichten mit nach Moers brachte.
Er singt von „Pommes kricht man Pickel“, von „der Wurstfachverkäuferin“, deren Lebenssinn die Wurst ist und achtmal hintereinander „Pflaumenbaum“. Kaum spielt er dazu auf seiner Heimorgel, dem blanken Konzertflügel oder einem winzigen Synthesizer die ersten Takte, singt ein Großteil des Publikums mit und verbiegt sich vor Lachen. Sein Konzept, völlig blödsinnige Texte mit hochanspruchsvoller, professioneller Musik zu verbinden, geht auf.
"Gott sitzt in seiner Zwei-Zimmerwohnung"
Er kann den größten Schwachsinn verzapfen und sich minutenlang in Überlegungen über das Universum und Gott verlieren: „Er sitzt dort oben hinterm Knick in der Küche seiner Zwei-Zimmer-Wohnung und kennt unsere Gedanken“, sagt er und lehnt dabei lässig, fast gelangweilt am Flügel. Dann fällt sein Blick auf die benachbarte Kirche: „Da möchte ich auch kein Dachdecker sein. Aaah, da ist ein Hahn oben drauf, ist also evangelisch. Ich denke darüber nach, diese Kirche zu kaufen.“
Helge Schneider fürchtet keine Bodenlosigkeit, an deren Rand ihn seine lebendige Phantasie und sein spielerischer Drang zum sinnolsen Schwadronieren immer wieder treiben. Allzu genau weiß er, daß seine Musik und die seiner hochkarätigen Bühnenpartner Pete York (Schlagzeug) und Jimmy Woode (Baß) ihn immer wieder auf sicheres Terrain zurückführen und ihm sein Publikum dahin willig folgt. Mehr noch, ihn begeistert und staunend dort empfängt, wenn er virtuos in die Tasten greift oder gleichzeitig Klavier und Trompete spielt. Der Mann hat Musik im Blut und verströmt aus jeder Pore rhythmischen Blödsinn.
Hör-Helge ging an die Wurzeln
Schön ist, daß Helge in seinem neuen Programm mitunter an die Wurzeln seines komödiantischen Schaffens anknüpft. Mitten im Lied von der Oma, die in einem nur einen Meter hohen, dafür aber sechs Meter langen Raum im Altenheim den ganzen Tag im Knautschsessel sitzt – „kostet 16.000 Euro im Monat“ – bringt er eines seiner Hörspiele. Mit diesen akustischen Kurzdramen, in denen er alle Rollen selber spricht, war er zuerst bekannt geworden. „Verzeih mir, Baby“ ist eine gelungene und absolut sehenswerte Mischung aus diesem frühen Hör-Helge, dem Vollblutmusiker und bedenkenlosen Erzähler abstruser Geschichten. Und natürlich mußten seine Fans zum Auftakt des Comedy Arts Festivals nicht auf seine Hits „Texas“ oder „Tu ma die Möhrchen, Mama“ verzichten.
Im S-Kurier, der Online-Zeitung der Sparkasse Moers, finden sie tagesaktuell Berichte und Fotos vom Comedy Arts Festival.Auf dieser Fotoseite finden Sie Aufnahmen vom Abend mit Helge Schneider in der Sparkassen-Arena. Zum Vergrößern der einzelnen Fotos bitte einfach draufklicken.