Retrospektivausstellung Josef Hehl im Regionalmuseum
XANTEN. Die Dynamik, mit der die drei Mönche vorwärts schreiten, macht es beispielhaft deutlich: Die bisherige öffentliche Wahrnehmung des Keramikers Josef Hehl (1885 bis 1953) wird seiner Bedeutung als Künstler nicht gerecht. Anläßlich seines 50.Todestages und des Stadtjubiläums soll das nun endgültig anders werden. Seit Sonntag, 6. Juli, ist im Regionalmuseum eine bislang einzigartige Retrospektivausstellung mit rund 120 Arbeiten Josef Hehls zu sehen. Bürgermeister Christian Strunk: „Wir verstehen die Aufgabe, Namen und Werk des Künstlers für die Nachwelt zu erhalten, als Verpflichtung und Freude zugleich“. Zur Ausstellungseröffnung im Ziegelhof vor dem Xantener Dom kamen rund 200 Gäste.
Die Verpflichtung, Hehls Arbeiten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hatte die Stadt Xanten mit der großzügigen Schenkung aus Duisburg übernommen. Jahrzehntelang waren 435 Arbeiten Hehls dort in Kartons im Keller eingelagert. „Die Freude zur angemessenen Präsentation der bemerkenswerten Arbeiten Josef Hehls wuchs mit jedem neu zu Tage geförderten Stück“, sagt Dr. Wilhelm Müllers, einer der beiden Kuratoren der Ausstellung. Zusammen mit Dr. Ekkart Klinge, Kunsthistoriker und Spezialist für Keramiken aus Düsseldorf, erstellte Dr. Müllers das Konzept für die Retrospektivschau: „Wir zeigen, wie sich das künstlerische Schaffen Josef Hehls parallel zur Produktion von Gebrauchskeramik entwickelt hat“, so Dr. Müllers. Die finanzielle Förderung durch die Kulturstiftung Sparkasse Moers hatte die Ausstellung und den begleitenden Katalog erst möglich gemacht.
Eine klassische Ausbildung zum Handwerker oder Künstler durchlief Josef Hehl nie. Als Ziegelbäcker trat er zunächst in die Fußstapfen seines Vaters. Später eröffnete er eine eigene Töpferei in Rheinhausen. Im August 1928 kam der gebürtige Mülheimer nach Xanten. Bis zu seinem Tod am 5. August 1953 lebte und arbeitete er hier. Viele seiner Arbeiten sind noch heute in Privatbesitz. Dr. Müllers: „Wir denken, daß es rund 1000 Stücke sein könnten, die man bei einer systematischen Katalogisierung in Betracht ziehen müßte.“ Neben Plastiken und Bildplatten handelt es sich dabei vor allem um Gebrauchskeramiken wie Vasen und Schüsseln, die Hehl in der Tradition der niederrheinischen Pottbäcker zunehmend in eigener Charakteristik schuf.
Daß Josef Hehl heute zu den bedeutendsten Keramikkünstlern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählt, liegt unter anderem an der eigenwilligen Art seiner keramischen Glasuren und der dadurch erreichten Oberflächengestaltung. Dr. Ekkart Klinge, der viele Jahre im Düsseldorfer Hetjens-Museum, einem Spezialmuseum für Keramik, gearbeitet hat: „Josef Hehls eigener Stil erklärt sich aus dem Willen zur Reduktion, der sich in den 20er und 30er Jahren gegen einen pathetischen Zeitgeist wandte.“ Die Themen für seine Arbeiten fand Josef Hehl vor allem in der industriellen und bäuerlichen Arbeitswelt.
Bis zum 14. September ist die Retrospektivausstellung im Regionalmuseum zu sehen. Doch schon heute steht für die Stadt fest, daß Hehls Werke nicht wieder für Jahrzehnte im Keller verschwinden sollen. Bürgermeister Christian Strunk: „Wir werden seine Arbeiten dauerhaft im Rathaus zeigen, aber auch in der Bücherei, in Tagesstätten und Schulen.“ Im nächsten Jahr will die Stadt neue Vitrinen für die Mauernischen im Rathaus anschaffen. In ihnen sollen die Figuren, Bildplatten, Vasen, Schüsseln und „Pöttkes“ Josef Hehls in stetigem Wechsel einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sein.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen (Gestaltung: Professorin Monika Hagenberg, Grafikdesignerin an der Hochschule Niederrhein). Auf mehr als 140 Seiten mit rund 100 farbigen Fotografien sowie Beiträgen von Dr. Ekkart Klinge, Dr. Wilhelm Müllers und Keram.-Ing. Dietrich Feller informiert er umfassend über die Kunst und die Persönlichkeit Josef Hehls. Er ist gegen eine Schutzgebür von 15 Euro zu haben.Auf dieser Fotoseite zeigen wir eine Auswahl der Werke Josef Hehls: Bildplatten, Gebrauchskeramiken und Skulpturen. Zum Vergrößern der Bilder bitte draufklicken.